Die Internet-Zerstörer
Facebook und Google sind nicht nur nützliche Dienste, sondern verbreiten als Massenmedien Hass und Lügen im globalen Netz. "Change the Game" ist ein lesenswertes Buch über die Gefahr, die von den Billionen-Konzernen ausgeht.
Wie sich die Zeiten ändern. Noch vor Jahren stand man Facebook kritisch gegenüber, weikl die Freunde, die man auf dieser Plattform einsammelte, doch nicht ernsthaft als "Freunde" bezeichnet werden können.
Kritik wie diese mutet heute vergleichsweise harmlos an. Seit Jarhen stehen Facebook, Google & Co wegen irher globalen, marktbeherrschenden Monopolstellung im Fokus. Den Konzernen wird einiges vorgeworfen: die Liste reicht von Steuerflucht über deren problematische technologische Vorherrschaft (konkurrierende Unternehmen werden einfach aufgekauft) bis zu den berüchtigten Algorithmen, den den USeer, statt das Blickfeld zu erweitern, in der immer gleichen Meinungsblase schwimmen lassen. In ihrem aufschlussreichen Buch beleuchten Corina Milborn und Markus Breitenecker diese Problemfelder. Ihre These: Konzeren wie Google und Facebook repräsentieren nichtr das Internet, sie zerstören es. Grundgedanke ist, dass es sich bei den Billionen-Konzernen um Projekte handelt, die ökonomisch Monopolbildungen anstreben, demokratiepolitisch Gefahr darstellen und zudem die europäischen Medienhäuser an die Wand drücken. DIese lieferten hingegen noch fröhlich "Content" für Facebook und Co, um ihre Reichweiten zu erhöhen.
Während sie die Social Media kostenlos mit Inhalten füttern, würden sie selbst an deren satten Gewinnen nicht beteiligt.
Ob es sich bei Projekten wie Facebook überhaupt noch um Social Media handelt, hinterfragt das Autorenduo. Schon lange würden Redaktionen Inhalte ebenso betreuen und programmieren wie es herkömmliche Medien tun. Solange der Gesetzgeber darauf nicht reagiere, entziehen sich die Billionen-Konzerne jedoch einer Medienregulierung, die Misere ist damit prolongiert. Besonders interessant ist die Argumentation von „Change the Game“ vor dem Hintergrund rechtspopulistischer Parteien in Europa, deren Zuwächse sich wie in einem Doppelspiel mit in sozialen Foren verbreiteten Ressentiments ausnehmen.
Die Algorithmen von Social Media sorgen dafür, dass User vor allem mit Postings Gleichgesinnter versorgt werden. Damit wird das Internet als demokratisierende, pluralistisch angelegte Gemeinschaft konterkariert. Statt Meinungsaustausch und dem Wettbewerb der Ideen, wie er in Demokratien stattfindet, werden die eigenen Meinungen wie in einem Schalltrichter verstärkt. Das kann dramatisch enden, wie der Abdruck eines Kapitels aus „Change the Game“ zeigt: Ein Wiener, der seine Informationen offenbar nur noch aus den eigenen Facebook-Peergroups bezieht, glaubt an eine Medienverschwörung und polizeiliche Nachrichtensperre, wenn es um geflüchtete Menschen geht, und schickt Corinna Milborn ein Hate Mail, in der er ihr eine „Gruppenvergewaltigung“ durch Asylwerber wünscht. Milborn ließ sich davon nicht einschüchtern und kontaktierte den Mann – mit einem Ergebnis, das einem zu denken gibt. Etwas muss sich ändern in diesem Medienspiel.
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