
Für eine menschliche Politik
Der Ute-Bock-Preis für Zivilcourage ging dieses Jahr an Schwester Maria-Andreas Weißenbacher für ihren Widerstand gegen eine populistische Politik in Kärnten und an Tierra Rigby und Theo Haas für ihren Einsatz gegen die Abschiebung zweier Familien mit Kindern. Ein Beitrag im neuen MO-Magazin für Menschenrechte.
Wenn das gesetzeskonform ist, dann stimmt etwas mit den Gesetzen nicht.“ Das hatte der 17-jährige Theo Haas, bei seinem beeindruckenden Auftritt in der ZiB-Nacht erklärt. Anlass des Interviews war die Abschiebung zweier Familien nach Georgien und Armenien, die mit einem massiven Polizeigebot und unter heftigem Protest von Schüler*innen und Bürger*innen mitten in der Nacht außer Landes gebracht wurden. Die Kinder der zwei Familien, die 12-jährige Tina und ihre Schwester Lea, sowie Sona und ihr Bruder Ashot, wurden zum Teil in Österreich geboren und verbrachten einen Großteil oder ihr ganzes Leben hier. Dass sie - wie andere Familien davor und bis heute - abgeschoben wurden, widerspricht allerdings den Kinderrechten, die rechtlich mehrfach verankert sind und in Verfassungsrang stehen. Das erklärt Irmgard Griss, die derzeit die Kindeswohl-Kommission leitet, in einem Interview in dieser Ausgabe.
Preisverleihung erstmals in Kooperation mit dem Community-TV-Sender Okto TV.
An Theo Haas und Tierra Rigby verlieh SOS Mitmensch stellvertretend für alle anderen engagierten Schüler*innen, die ebenfalls mutig gegen die Abschiebung protestiert hatten, den Ute-Bock-Preis für Zivilcourage 2021. Die Bemühungen, die zu Unrecht abgeschobenen Familien nach Österreich zurückkehren zu lassen, laufen indes weiter. Damit steht auch die Asylrechtspraxis in Österreich auf dem Prüfstand. In seiner Dankesrede betonte Theo: „Obwohl dieses Jahr aufgrund der Pandemie sehr hart für uns Jungen war, sind wir aufgestanden: gegen Rassismus, gegen Polizeigewalt, gegen Klimawandel und besonders in den letzten Monaten gegen die unmenschliche Abschiebung von Kindern und für menschliche Gesetze und für eine menschliche Politik. Und obwohl wir oft das Gefühl haben wir werden nicht gehört, liegt es an uns das zu ändern.“ Das Preisgeld wurde den zwei Familien gespendet.
Ausgezeichnet wurde auch Schwester Maria-Andreas Weißbacher. Sie leistete in Kärnten mehrfach Widerstand gegen eine populistische und teils offen rassistische Politik. Sie ist seit vielen Jahren unerschrocken und unermüdlich im Einsatz für Menschen in Not und baut interreligiöse Brücken. In ihrer Preisrede dankt sie „den vielen Frauen und Männern, die Deutschkurse angeboten haben und die in der Öffentlichkeit Aktionen kräftig unterstützt haben, wenn wir uns gewehrt haben gegen Ausgrenzung und Verhetzung.“ (gun)
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