Gerda Zimmermann: „Sich den Fragen des Lebens zu stellen!“
Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Gerda Zimmermann
Antworten auf Fragen
„Was kann ich tun?“ war die Frage, die sich Gerda Zimmermann (49), alleinerziehende Mutter eines Sohnes und im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast der Diözese Feldkirch tätig, in Anbetracht der Bilder geflüchteter Menschen im Frühling 2015 stellte. Die Frage verhallte nicht, deshalb ging sie damit in ihre Pfarre, wo ihr zwei Brüder (15 und 20 Jahre) aus Syrien vorgestellt wurden, die kurz zuvor aus Traiskirchen in ihre Gemeinde gekommen waren.
Gemeinsames Deutschlernen
Im Juni 2015 begann das gemeinsame, wöchentliche Deutschlernen. „Ich habe mich dann auch bald um notwendige Alltäglichkeiten bei den Brüdern gekümmert. Egal ob es um Wohnungssuche oder Praktikumssuche ging, ich hab versucht, so gut wie möglich auch mit meinen Kontakten zu helfen. Heute lerne ich mit einer der Schwestern der beiden Brüder und ihrem Mann Deutsch. Die Familie konnte nachkommen und wir pflegen eine intensive freundschaftliche Beziehung.“
Neue Freundinnen und Freunde
Gerda Zimmermann hat durch ihr ehrenamtliches Engagement neue Freundinnen und Freunde gewonnen, sagt sie, aber sie hat auch etwas verloren. „Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich völlig machtlos bin. Ich kann zwar nicht die ganze Welt retten, aber ich kann einer Person, einer Familie beistehen.“
Ebenbürtigkeit
„Sich den Fragen des Lebens zu stellen“, ist, wie Gerda Zimmermann sagt, von grundlegender Bedeutung, „Eine der großen Fragen unserer Zeit ist mit Sicherheit, wie wir Menschen begegnen, die in Not sind. Wenn ich erlebe, wie Menschen, die sich auch engagieren, über die geflüchteten Menschen erheben und sie bewerten, schäme ich mich. Es geht um die Ebenbürtigkeit in der Begegnung, anders kann sie nicht funktionieren.“
Eine völlig neue Welt
Für Gerda Zimmermann fühlt es sich an, als wäre sie von dieser Familie adoptiert worden. Ihr hat sich durch das ehrenamtliche Engagement eine völlig neue Welt eröffnet.
Gerda Zimmermanns Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Indem ich mich ehrenamtlich engagiere, kann ich etwas tun, um Mitmenschlichkeit zu leben. Ohne etwas zu erwarten wird man reichlich beschenkt. Denn die Frage ist doch letztlich: Wie könnte ich es nicht tun?“
Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden sie hier.
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