Krisen, Kriege, Katastrophen
RE-CHEK. Wie uns das Afrikabild im Schulbuch beeinflusst.
Vanessa Spanbauer checkt mehrfach: Eine Kolumne über
Diversität, Feminismus und Migration.
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Was haben Sie über den Kontinent Afrika in der Schule gelernt? Das frage ich in jedem Workshop, den ich für den Verein AEWTASS (Advancing Equality Within the Austrian School System) halte. Ein Verein, der sich mit dem Afrikabild im österreichischen Bildungssystem auseinandersetzt und es vollständig machen will. Warum vollständig, fragen Sie sich jetzt sicher. Meine Rückfrage lautet: Was wissen Sie vom Kontinent Afrika? Denn ich traue mich zu unterstellen, dass die meisten Menschen in Österreich ziemlich wenig von einem Kontinent mit über 50 Ländern wissen. Schon alleine der Umstand, dass es sich nicht um ein Land handelt, ist manchen Personen unbekannt. Wir erinnern uns an den „Afrika ist ein Land“-Sager der ehemaligen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Doch was viele Personen über den Kontinent wissen, ist überwiegend negativ. In den Medien bekommen wir einen Kontinent gebeutelt von Kriegen, Krisen und Katastrophen dargestellt. Was unbekannt bleibt, sind Aspekte des normalen Lebens, des Wirtschaftswachstums und der reichen Geschichte dieses Kontinents. Dass uns diese Aspekte verborgen bleiben, beginnt schon im Schulbuch. AEWTASS präsentierte dazu im Oktober seine Schulbuchanalyse. Darin wird aufgezeigt, dass in Schulbüchern überwiegend negative Aspekte über Afrika vermittelt werden, auch falsche Inhalte sind dabei. So sehen wir schreckliche Bilder von nackten, hungernden Kindern, ohne dass auf das Recht auf das eigene Bild geachtet wird. Wir sehen Bilder von Kindersoldaten, ohne Kontext oder Informationsgehalt. Es gibt nur ländliche Darstellungen, als gäbe es keine Städte. Laut Bildern und Texten gibt es am gesamten Kontinent scheinbar kein Wasser und die klar falsche Information, dass es vor dem Eintreffen der Europäer:innen keine Schrift gab, wird wiederholt. Es wird ein Bild erzeugt, das den Kontinent als untergeben und hilfsbedürftig zeichnet. Aspekte, die schon die Kolonisierung legitimieren sollten und klar eurozentristisch und rassistisch sind. Ein adäquates Afrikabild im Schulbuch wäre einmal der Anfang, um die kolonialen und rassistischen Denkweisen in unserer Gesellschaft aufzubrechen.
Vanessa Spanbauer ist Journalistin und Historikerin aus Wien.
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