Lisa und Strahinja
Im Portrait: Binationale Paare. Foto & Text: Karin Wasner
Lisa (44) und Strahinja (26) lebten drei Jahre Tür an Tür ehe sie ein Paar wurden. Er in seiner Studenten-WG, Lisa in der Wohnung nebenan. Strahinja verließ Belgrad 2010, um Jazzklavier in Wien zu studieren. Derzeit erweitert er sein Diplom durch ein Lehramtsstudium und ist auf Arbeitssuche. Lisa trieb die Sehnsucht nach mehr Freiheit bereits Anfang der 1990er von Vorarlberg nach Wien, wo sie seit 2001 als freischaffende Illustratorin arbeitet.
Die Liebe zwischen den beiden begann mit Lebensmitteltausch, Kaffeeplausch und WG-Partys. An ihren Jahrestag können sich beide gut erinnern, es war der Tag der Arbeit. Strahinja war damals noch keine zweiundzwanzig. „Mehr als unsere unterschiedliche Herkunft irritiert andere unser Altersunterschied.“ Sie selbst spüren diese Unterschiede kaum, im Kontakt mit anderen Menschen werden sie manchmal aber deutlich. Das ökonomische Überleben und langfristige Planen als binationales Paar finden beide schwierig. Zum einen aufgrund der prekären Jobsituation für Drittstaatsangehörige, zum anderen aufgrund der Aufenthaltsunsicherheit.
„Die viel beschworene Globalisierung ist auch im Bereich der Partnerschaften ein Privileg der Reichen“, findet Lisa. „Für uns ist sie eine Zerreißprobe. Das Einkommensgefälle zwischen uns – wie bei vielen binationalen Paaren – belastet die gegenseitige Wertschätzung. Es fordert uns aber auch, immer wieder zu überlegen, wohin wir wollen, was uns ausmacht und zusammenhält.“ An Strahinja schätzt Lisa besonders seine Charakterfestigkeit und Klarheit. „Und dass er eine verspielte, provokative und sehr liebevolle Seite hat.“ Strahinja kontert sofort: „Lisa ist eine selbstbewusste, starke Frau. Das bewundere ich.“
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