Modellprojekt belegt positive Wirkung anonymisierter Bewerbungsverfahren
Ein in Deutschland durchgeführtes Modellprojekt belegt, dass bei anonymisierten Bewerbungsverfahren sowohl Frauen als auch Menschen mit als „fremd“ wahrgenommenem Aussehen oder Namen deutlich gesteigerte Chancen hatten, zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.
Fast 250 offene Stellen wurden im Rahmen des Modellprojekts der Antidiskriminierungsstelle des Bundes besetzt, mehr als 8.500 Bewerbungen wurden anonymisiert eingesehen. Die Personalverantwortlichen erhielten in der ersten Runde des Bewerbungsverfahrens nur Informationen über die Qualifikationen der BewerberInnen, nicht aber über deren Geschlecht, Alter, Namen, Herkunft oder Familienstand. Erst im direkten Vorstellungsgespräch wurden diese Informationen preisgegeben. Resultat: Chancengleichheit wird gefördert, ebenso die Diversität in Betrieben und Einrichtungen. Darüber hinaus werden mehr hochqualifizierte KandidatInnen zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und die Bewerbungsverfahren dauern kürzer.
Am erfolgreichen Projekt nahmen sowohl Unternehmen (Deutsche Post, Deutsche Telekom, L´Oréal, Mydays, Procter & Gamble) als auch staatliche Stellen (Bundesfamilienministerium, Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen, Stadtverwaltung von Celle) teil.
Das deutsche Modellprojekt beweist: Maßnahmen zur Herstellung von Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sind dringend notwenig und absolut machbar. Anonymisierte Bewerbungsverfahren verhindern, dass bei der Auswahl von BewerberInnen bereits von Anfang an Vorurteile mit ins Spiel kommen. Diskriminierung wird reduziert und zugleich der Qualifikationsgrad und die Vielfalt der zu Vorstellungsgesprächen eingeladenen Personen gesteigert. Andere Länder nutzen diese Vorteile bereits. Es ist hoch an der Zeit, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren auch in Österreich sowohl im öffentlichen Bereich als auch in privaten Unternehmen Einzug halten. Alle Beteiligten profitieren davon.
SOS Mitmensch fordert die Regierung dazu auf, als ersten Schritt bis Ende 2012 die verpflichtende Anonymisierung von Bewerbungsverfahren im öffentlichen Bereich einzuführen. Gleichzeitig solle es eine Informations- und Beratungskampagne für private Unternehmen geben. In einem zweiten Schritt soll auch auf private Unternehmen der Druck erhöht werden, diskriminierungsfreie Bewerbungsverfahren einzuführen.
Informationen zum Pilotprojekt sowie ein Leitfaden für ArbeitgeberInnen zur Umsetzung anonymisierter Bewerbungsverfahren finden sich hier:
Modellprojekt