Pforte der Hofburg muss für Rechtsextreme verschlossen sein!
Ein Ball, der von einer rechtsextrem durchsetzten Organisation getragen wird, hat in der Hofburg nichts verloren – schon gar nicht am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz!
Am 27. Jänner 2012 will der Wiener Korporationsring (WKR) zum wiederholten Mal einen Ball in den Festsälen der Wiener Hofburg abhalten. Das Kongresszentrum Hofburg hat diese Veranstaltung genehmigt, obwohl dem WKR zahlreiche rechtsextreme Burschenschaften angehören. Was ohnehin schon ein Skandal ist, gewinnt zusätzliche Brisanz durch die Tatsache, dass der 27. Jänner der Tag der Befreiung von Auschwitz und von der UNO offiziell ausgerufener Holocaust-Gedenktag ist.
Inkonsequente Hofburg-Betreiber
Zwar haben die privaten Betreibergesellschaften der Hofburg kürzlich beschlossen, dass ab 2013 keine rechtsextremen Vereinigungen mehr Zugang zu den Festsälen der Hofburg erhalten sollen. Doch den laufenden Vertrag mit dem WKR wollten die Hofburg-Betreiber bisher nicht kündigen. Diese Inkonsequenz der Hofburg-Verantwortlichen ist skandalös! Die Würde der Opfer des Holocaust und von rechtsextremer Gewalt wird auf diese Weise missachtet.
SOS Mitmensch und die Israelitische Kultusgemeinde haben daher in einer Pressekonferenz festgehalten, dass es in einem demokratischen Österreich keinen Platz für Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft geben darf. Ein von rechtsextremen Organisationen veranstalteter Ball in der Hofburg ist ebenso untragbar wie ein Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft als Nationalratspräsident.
Wie sehr der WKR rechtsextrem durchsetzt ist und wie sehr die FPÖ mit dem WKR verwoben ist, haben auf der Pressekonferenz die Experten Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und der Journalist und Autor Hans-Henning Scharsach erläutert.
Dem Wiener Korporationsring, der von seinen Mitgliedern "ein Bekenntnis zum angestammten Volkstum im Rahmen der abendländischen Kulturgemeinschaft" verlangt, gehören einschlägig bekannte Organisationen wie die Burschenschaften Olympia, Teutonia, Gothia oder die Landsmannschaft Cimbria an. Dem WKR-Ball komme, so Rechtsextremismusexperte Schiedel, nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa eine wichtige Vernetzungsfunktion innerhalb der extremen Rechten zu. Hans-Henning Scharsach betonte, dass in keinem anderen Land der Welt so viele Korporierte im Parlament und in Landtagen vertreten seien wie durch die FPÖ in Österreich.
VerantwortungsträgerInnen müssen handeln
Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist zugleich auch ein Kampf für Gleichberechtigung, Emanzipation und Anerkennung aller Menschen in Österreich als gleichwertige BürgerInnen dieses Landes. Diesen Kampf haben viele Menschen und Organisationen aufgenommen, es ist höchste Zeit, dass die politischen und wirtschaftlichen VerantwortungsträgerInnen in Österreich endlich mitziehen.
SOS Mitmensch fordert daher die politischen RepräsentantInnen Österreichs dazu auf, klar gegen einen WKR-Ball am 27. Jänner 2012 in der Hofburg Stellung zu beziehen. Ein Schweigen des offiziellen Österreichs zu dem, was am internationalen Holocaust-Gedenktag in der im Eigentum der Republik stehenden Hofburg passiert, wäre eine Schande für die Politik und käme einer Verhöhnung der Opfer des Holocaust gleich.
SOS Mitmensch fordert weiters die Gesellschafter der Hofburg dazu auf, konsequent zu handeln und rasch aus dem Vertrag mit dem WKR aussteigen. Nur so kann Schaden für die Würde von Menschen und für das Ansehen Österreichs abgewendet werden. Der sich möglicherweise ergebende finanzielle Verlust einer Vertragsauflösung kann niemals den enormen Gewinn überragen, der sich durch konsequentes Handeln gegen Rechtsextremismus ergibt!
(PS: Es ist leider bezeichnend für den Charakter der FPÖ, dass ihre Parteispitze nicht den rechtsextrem durchsetzten Wiener Korporationsring in die Pflicht nimmt, sondern stattdessen in Aussendungen wüste Schimpftiraden (Stichwort "Gutmenschenapartheid") auf diejenigen loslässt, die gegen Rechtsextremismus kämpfen!)