MO-Magazin: Jugendstrafvollzug: „Kreislauf der Gewalt wird in Jugendhaft fortgesetzt“
In der morgen erscheinenden Ausgabe des MO-Magazins für Menschenrechte üben ExpertInnen scharfe Kritik an der Verfestigung von Gewalt im Jugendstrafvollzug.
Gewalt gehöre in der Jugendhaft zum Alltag, so die AutorInnen einer Studie des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte. Unter den jugendlichen Häftlingen würde eine strikte Hierarchie herrschen, die auf physischer und psychischer Gewalt beruhe. Erschwerend komme hinzu, dass die Jugendlichen teilweise bis zu 18 Stunden lang in Gemeinschaftszellen eingesperrt seien. Druck, Frustration und Langeweile würden zu Auseinandersetzungen und Misshandlungen innerhalb der Hafträume führen.
„Drinnen hast du dich viel geschlagen, hast immer Stress gehabt. Wenn du dann rauskommst, fühlst du dich wie Rambo, glaubst, du kannst es mit jedem aufnehmen“, beschreibt ein Jugendlicher seine Hafterfahrung. „Drinnen verfestigt sich womöglich das, was man von draußen schon kennt: dass Gewalt eine Konfliktlösungsstrategie ist. Die Haft beseitigt Probleme nicht, sondern verstärkt sie“, so die Kritik von Barbara Unterlerchner von der Opferschutzorganisation Weißer Ring.
ExpertInnen befürchten, dass der jetzt zur Schau gestellte Reformeifer in Sachen Jugendstrafvollzug nach der Wahl wieder einschlafen könnte. Sie fordern eine umfassende Reform des Umgangs der Justiz mit straffälligen Jugendlichen. Die Untersuchungshaft müsse weitgehend abgeschafft und den jungen Menschen mittels Training und sinnvoller Beschäftigung ein Ausstieg aus Gewaltkreisläufen ermöglicht werden.