Traute Karner: "Wir brauchen doch alle eine Chance ..."
Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Traute Karner
Kontakte knüpfen
Für Traute Karner war es 2015 selbstverständlich, nachdem in Gmunden geflüchtete Menschen angekommen waren, eine Flüchtlingsunterkunft zu besuchen, um dort mit Asylsuchenden Kontakte zu knüpfen. Schon auf Grund ihrer Ausbildung zu transkultureller Familien- und Konfliktberaterin sah die mehrfache Großmutter die Notwendigkeit, zu handeln.
Gemeinsames tun
„Für mich geht es nicht darum, in der Begegnung gewisse Werte zu verteidigen, sondern mit anderen Menschen etwas Neues entstehen zu lassen. Das gilt nicht nur für Menschen aus anderen Kulturkreisen. Das ist für jede Beziehung mit anderen Menschen von Bedeutung“, erzählt Traute Karner. Also begann sie ehrenamtlich gemeinsame Wanderungen und Essen zu organisieren. Aus dem gemeinsamen Essen entwickelte sich das Projekt „Syrischer Suppentopf“, bei dem sich Einheimische und Geflüchtete treffen, um gemeinsam zu essen.
Aus dem "Syrischen Suppentopf" und dem "Multi Kochen und Essen" entwickelte sich die Idee zum "Fingerfoods Buffet" für größere Veranstaltungen.
Statt warten und nichts tun dürfen
Die Gründung des “Nähcafes” entstand im Rahmen des Projektes “Lebendige Integration im FiB” des Vereins "Frauen in Bewegung", das von Traute Karner geleitet wird. Hier können Asylsuchende unterstützt von zwei Schneiderinnen und drei Begleiterinnen ihre Kreativität ausleben und auf insgesamt sieben Nähmaschinen Freude am eigenen Können entwickeln.
"Das Nähen und der anschließende Verkauf auf Märkten etc. hat viel möglich gemacht. Das ist neben der produktiven Tätigkeit selbst, sehr wichtig. Denn wenn man zum Nichtstun und Warten auf das Asyl-Interview verdammt wird, ist das für die Psyche alles andere als gut.“ so Traute Karner.
Bedeutung von Wertschätzung
Sie ist überzeugt, dass „sich wertgeschätzt fühlen ist Grundbedürfnis jedes Menschen. Das gilt für uns genauso, die wir in Österreich aufgewachsen und sozialisiert sind, wie für jene, die hier Schutz suchen.“
Praktika und Jobs
Neben einzelnen Projekten ist es Traute Karner ein großes Anliegen Asylsuchenden zu Praktika zu verhelfen und Arbeitsstellen für Asylberechtigte zu finden. Etwa gelang es der pensionierten Zahnärztin, einem Zahntechniker aus Syrien eine Anstellung zu vermitteln. Da es zu wenig Austausch gibt, ist es ihrer Meinung nach ist es für die oft sehr gut ausgebildeten Geflüchteten oftmals unmöglich, überhaupt in Betriebe zu kommen.
Chancen ermöglichen
„Es wäre für alle gut, wenn es die Möglichkeit eines Kompetenz-Abgleichs geben könnte. Viele Firmen wissen gar nicht wie gebildet asylberechtigte Menschen sind“, ist sie überzeugt. „Und auch“, so Karner weiter, „wenn jemand wenig Bildung hat, ist es doch oft so, dass sich Menschen beweisen und einbringen wollen. Wir brauchen doch alle eine Chance um zu zeigen, was wir können, oder?“
Traute Karners Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Sich selbst zu öffnen für die möglichen Begegnungen ist wichtig. Man muss dabei auch gar kein großartiges Konzept für ein Projekt im Hinterkopf haben. Wenn man dazu bereit ist Zeit mit den Menschen zu verbringen und vielleicht einfach gemeinsam ein Spiel zu spielen oder miteinander zu singen, ist der erste Schritt getan.“
Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden sie hier.
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