Walter Lackner: „Die positiven Stimmen sind lauter“
Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Walter Lackner
Rasche Hilfe
Für Walter Lackner hat alles 1992 begonnen, als Flüchtlinge aus Jugoslawien nach Österreich kamen. „Mir war gleich klar, es muss etwas getan werden.“ Seinen pragmatischen Zugang zu helfen, wenn Hilfe benötigt wird, hat sich Walter Lackner seither bewahrt.
Geflüchtete Eltern
Das kann, so sagt er, auch damit zusammenhängen, dass seine Eltern selbst Flüchtlinge waren und ihr Überleben in der NS-Zeit vom Wohlwollen anderer Menschen abhängig war. „Wir haben in den 1990er Jahren Sprachkurse organisiert, das tun wir seit 2015 wieder.“
Die sichtbare Fratze der Fremdenfeindlichkeit ist für Walter Lackner kaum zu ertragen. Dabei gäbe es in Neusiedl, wo er gemeinsam mit Freundinnen und Freunden aktiv ist, nur wenige negative Stimmen.
Sprachkurse und WGs
„Die positiven Stimmen sind lauter“ freut sich Walter Lackner und lobt den Bürgermeister der Stadt, der sich zum Abbau diffuser Ängste, um eine fundierte Auseinandersetzung mit den Neuankommenden bemüht hat. Bei den Sprachkursen belässt es der 69-Jährige aber nicht. „Meine verstorbene Frau hat vor Jahren einmal einen Mann aus Nigeria, der frierend am Hauptplatz gestanden hat, mit nach Hause gebracht. Der hat dann eine Zeit bei uns gelebt.“ Dem Vorbild seiner Frau folgt Lackner auch heute: Zeitweilige WGs mit Geflüchteten sind für ihn eine Selbstverständlichkeit.
Möglichkeiten zur Selbsthilfe
„Es geht doch darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Ich will den Menschen vermitteln, was das Leben in Österreich ausmacht. Sie müssen sich ja zurecht finden können.“ Walter Lackner wird auch weiterhin helfen, soweit es seine Möglichkeiten eben erlauben. Auf die Vorbildung des jeweiligen Menschen muss Rücksicht genommen werden.
Auf Augenhöhe
Herr Lackner, der lange für die Lebenshilfe gearbeitet hat, will gemeinsam mit dem Verein „ARGE Menschen“ erreichen, dass die NeuNeusiedler ankommen, sich entwickeln können und dafür den notwendigen Freiraum bekommen. Einander auf Augenhöhe zu begegnen gehört für ihn ganz selbstverständlich dazu.
Walter Lackners Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Ich verstehe es wie das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: Ich seh‘ wo Hilfe gebraucht wird, also mach ich es. Es geht auch nicht darum, dass ich etwas dafür im Gegenzug erwarte. Es geht nicht um mich, oder dass ich es brauche jemand anderem zu helfen. Es ist eigentlich ganz einfach."
Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden sie hier.
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