
Pass egal Wahl: "Die Nationalratswahl muss auch meine Wahl sein."
Sarah Schneider, 26, lebt mit deutschem Pass in Österreich:
„Seit 6 Jahren lebe ich in Österreich. Die österreichische Politik schafft die Rahmenbedingungen für mein Leben hier. Um mich hier politisch repräsentiert zu fühlen und um meine Umgebung demokratisch mitzugestalten, muss die Nationalratswahl auch meine Wahl sein.“
Evi Genetti, 40, lebt mit italienischem Pass in Österreich:
"Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in Österreich und zahle hier Steuern. Meine Tochter, die in Wien geboren ist, hat die österreichische Staatsbürgerschaft zur Geburt nicht bekommen. Das geltende Wahlrecht ist ähnlich antiquiert wie das Staatsbürgerrecht - leider, denn sonst könnte ich die abwählen, die für beides verantwortlich sind."
Alisa Izmaylova, 35, lebt mit usbekischem Pass in Österreich:
„Seit fast einem Jahrzehnt lebe ich in Österreich. Ich frage mich, warum ich nicht mitbestimmen und einen eigenen Beitrag in die Gesellschaft einbringen darf. Zweifellos ist das Leben in Österreich auf einem hohen Niveau. Wenn ich davon erzähle, wie die alltäglichen Probleme in Österreich gelöst werden, sind meine Zuhörer in Usbekistan einfach erstaunt. Gerade deshalb ist es traurig zu beobachten, wie viele Stimmberechtigte ihr Recht nicht nützen und auf ihre Wahlbeteiligung verzichten, während andere, die gerne mitgestalten würden, vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. Jede Stimme zählt.“
Paulo Bitencourt, 46, lebt mit brasilianischem Pass in Österreich:
„Dass mir nach 23 Jahren in Österreich das Recht auf die Staatsbürgerschaft und auch das Recht auf politische Mitbestimmung verweigert wird, kann ich nur als irrational bezeichnen. Die Politik bewirkt damit, dass ich jetzt zu fühlen anfange, dass das eigentliche Ziel ist, mich und alle, die in der gleichen Situation sind, aus dem demokratischen Prozess auszuschließen und in einer Parallelgesellschaft zu halten."
Hernan Villamizar, 26, lebt mit kolumbianischem Pass in Österreich:
„Seit etwa 9 Jahren bildet Österreich meinen Lebensmittelpunkt. Ich studiere, arbeite und wohne in Wien. Natürlich habe ich in dieser Zeit die österreichische Politik verfolgt. Sei es zum Thema Studiengebühren, zu der Erhöhung der Parkgebühren oder der Wehrpflicht. Meine Stimme dazu durfte ich aber nie offiziell abgeben. Ich halte das für falsch. Mit der Erfüllung von unseren Pflichten - Steuern zahlen, Gesetzestreue, etc. – sollte automatisch die Erfüllung unserer Rechte gewährleistet sein – an Wahlen teilnehmen, öffentliches Amt tragen können, das Sozialsystem in Anspruch nehmen usw. Wenn einem großen Teil der Bevölkerung die demokratische Teilnahme verweigert wird, sind die Legitimation des Staates und ihre Gesetze mehr als in Frage gestellt. Die Republik Österreich muss das lösen."
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