
Ute-Bock-Preisverleihung 2021: Foto- und Videonachlese der bewegenden Online-Zeremonie!
Am 5. Mai verlieh SOS Mitmensch zum 17. Mal den Ute-Bock-Preis für Zivilcourage. Ausgezeichnet wurden Schwester Maria-Andreas Weißbacher als mutige Vorkämpferin für den Schutz von Geflüchteten sowie die Schüler*innen Tierra Rigby und Theo Haas, stellvertretend für alle Schüler*innen, die sich gegen die Abschiebung ihrer Mitschüler*innen eingesetzt haben. Die Preisreden hielten Pfarrer Helmut Schüller und die Autorin Madeleine Darya Alizadeh. Überreicht wurden die Preise vom SOS Mitmensch-Vorsitzenden Max Koch. Moderiert wurde die Preisverleihung von Zeynep Buyraç. Irmgard Griss übermittelte als Leiterin der "Kindeswohlkommission" eine Videobotschaft. Die Filmemacherin Nina Kusturica gestaltete gemeinsam mit Schüler*innen einen Videoclip. Die Preisdotierung von insgesamt 4.000 Euro wurde von der RD Foundation Vienna von Ingrid und Christian Reder gespendet. Die Online-Preisverleihung war eine Co-Produktion von SOS Mitmensch unter der Projektleitung von Gerlinde Affenzeller und Okto.
--> Link zum Video der bewegenden Online-Preisverleihung von SOS Mitmensch
Ein besonderer Abend für drei besondere Persönlichkeiten: Zivilcourage-Auszeichnung von SOS Mitmensch für Schwester Maria-Andreas Weißbacher, Tierra Rigby und Theo Haas.
Die Schauspielerin Zeynep Buyraç macht sich bereit für die Begrüßung zur Preisverleihung. Für die schönen Glitzermasken bedanken wir uns bei melanzani.berlin.
Zeynep Buyraç führt durch die in Co-Produktion mit Okto gestaltete Online-Zeremonie der Ute Bock Preisverleihung 2021.
Die Laudatio für Schwester Maria-Andreas Weißbacher hielt der Pfarrer und SOS Mitmensch-Mitgründer Mag. Helmut Schüller. Er betont den Mut und die Ausdauer der Preisträgerin, die große Bedeutung von Dialog für sie und ihre Bereitschaft, sich für geflüchtete Menschen und einen menschenwürdigen Umgang einzusetzen, auch gegen den Widerstand der Politik.
Schwester Maria-Andreas Weißbacher nimmt sichtlich bewegt den Preis vom Vorsitzenden von SOS Mitmensch, Max Koch, entgegen.
Schwester Maria-Andreas Weißbacher leistete in Kärnten mehrfach Widerstand gegen eine populistische und teilweise auch offen rassistische Politik. Sie ist seit vielen Jahren unerschrocken und unermüdlich im Einsatz für Menschen in Not und baut interreligiöse Brücken. In ihrer Dankesrede dankt sie "den vielen Frauen und Männern, die Deutschkurse angeboten haben und die in der Öffentlichkeit Aktionen kräftig unterstützt haben, wenn wir uns gewehrt haben gegen Ausgrenzung und Verhetzung." Und sie zeigt sich begeistert von Schüler*innen wie Tierra Rigby und Theo Haas, die sich engagieren und für Menschenrechte kämpfen.
Gina Disobey's Musikbeitrag "Seeking asylum is not a crime" wurde von ihr geschrieben, um auf die unmenschliche Situation von Geflüchteten im Tiroler Rückkehrzentrum "Bürglkopf" aufmerksam zu machen. im Song finden sich Zitate von Menschen, die in diesem Abschottungszentrum leben müssen.
Regisseurin Nina Kusturica hat aus den Videoeinsendungen von Schüler*innen einen spannenden Videobeitrag zu Flucht und zum Kampf gegen Abschiebungen gestaltet.
Die Laudatio für Tierra Rigby und Theo Haas hielt die Autorin Madeleine Darya Alizadeh. Sie lobt die beiden Schüler*innen dafür, wie klug sie soziale Medien eingesetzt haben, "um eine Ungerechtigkeit rasch und einfach erklärt einer breiten Masse näher zu bringen". Und sie betont, dass der Einsatz und die Worte der beiden Schüler*innen "die Schicksale der zwei jungen Frauen sichtbar gemacht haben, die stellvertretend für all jene Schicksale sind, die unsichtbar bleiben, weil sie nicht benannt werden".
Tierra Rigby kämpfte gemeinsam mit anderen für den Verbleib ihrer Mitschülerin Sona in Österreich. Sie setzt sich weiter gegen unmenschliche Abschiebungen und für eine Rückkehr von Sona und ihrer Familie ein. In ihrer Dankesrede betont sie, dass sie keine Sekunde mit dem Ute-Bock-Preis gerechnet habe, "weil es für mich von Anfang an selbstverständlich war, gegen Abschiebungen zu kämpfen". Sie bittet um Spenden auf das Spendenkonto der Volkshilfe für Tina, Sona und ihre Familien:
Volkshilfe Solidarität
AT77 6000 0000 0174 0400
Verwendungszweck: 42100011
Gegen Kinderabschiebungen
Theo Haas kämpfte ebenso wie Tierra Rigby entschlossen und im Verbund mit vielen anderen für den Verbleib seiner Mitschülerin Tina in Österreich. Er setzt sich weiter gegen unmenschliche Abschiebungen und für eine Rückkehr von Tina und ihrer Familie ein. In seiner Dankesrede betont er: "Obwohl dieses Jahr aufgrund der Pandemie sehr hart für uns Jungen war, sind wir aufgestanden: gegen Rassismus, gegen Polizeigewalt, gegen Klimawandel und besonders in den letzten Monaten gegen die unmenschliche Abschiebung von Kindern und für menschliche Gesetze und für eine menschliche Politik. Und obwohl wir oft das Gefühl haben wir werden nicht gehört, liegt es an uns das zu ändern." Theo Haas erklärt, dass Tierra und er beschlossen haben, das Preisgeld an das Spendenkonto der Volkshilfe für Tina und Sona zu spenden und ruft zu weiteren Spenden auf.
In einer bemerkenswerten Videobotschaft spricht sich Irmgard Griss, als Vorsitzende der von der Bundesregierung eingesetzten "Kindeswohlkommission", für ein Umdenken der Politik aus. Sie hoffe sehr, dass solche Abschiebesituationen wie im WInter nicht mehr vorkommen. Ihre Kommission werde sich die Praxis der Umsetzung der Kinderrechte genau anschauen, so die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs.
Die Geschäftsführer*innen von SOS Mitmensch, Gerlinde Affenzeller und Alexander Pollak, fordern von Innenminister Karl Nehammer die Rückkehr von Tina, Sona und anderen Menschen, denen Unrecht angetan wurde. SOS Mitmensch setzt sich mit der #hiergeboren-Initiative mit Nachdruck für ein Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft für in Österreich geborene bzw. hier aufgewachsene Kinder und Jugendliche ein!
Musikerin Nenda schickte eine Grußbotschaft an die Preisträger*innen.
Anschließend trat Nenda mit ihrem brandaktuellen Song "Borders" auf. In "Borders" geht es um Grenzen und Abschiebungen, auch um die Abschiebung von Tina.
Informationen zu den Preisträger*innen:
Schwester Maria-Andreas Weißbacher: Unerschrockene Hilfe für Geflüchtete!
Die pensionierte Lehrerin und Ordensschwester Maria-Andreas Weißbacher setzt sich in Kärnten seit vielen Jahren für den Schutz von Geflüchteten ein. Unter anderem half sie mit, den Skandal rund um die Saualm-Unterbringung von Asylsuchenden aufzudecken, und sie stellte sich Jörg Haiders rassistischer „Kärnten wird tschetschenenfrei“-Kampagne entschlossen entgegen. „Sie hat überall dort hingeschaut und geholfen, wo andere weggeschaut haben. Dabei hat sie einer populistischen und teilweise auch offen rassistischen Politik immer wieder mutig und unerschrocken die Stirn geboten“, begründet Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, die Zivilcourage-Auszeichnung für die Ordensschwester. „Ihre konsequente Menschlichkeit und ihr großer Mut sind beeindruckend. Anstatt Menschen nach Herkunft oder Religion zu spalten und auseinanderzudividieren, wie es Teile der Politik tun, hat sie Brücken gebaut und sich intensiv für interreligiösen Dialog eingesetzt. Es braucht mehr Menschen wie sie im Land“, betont Pollak.
Tierra Rigby und Theo Haas: Vorbildhafter Kampf gegen unmenschliche Abschiebungen!
Im Jänner dieses Jahres setzten die Schülerin Tierra Rigby (HLW10) und der Schüler Theo Haas (GRG Stubenbastei) alle Hebel in Bewegung, um auf das Unrecht der bevorstehenden Abschiebung ihrer Mitschüler*innen Sona und Tina hinzuweisen. Obwohl sie die Außerlandesbringungen nicht verhindern konnten, setzen sie ihren Kampf gegen unmenschliche Abschiebungen bis heute fort. „Sie haben Öffentlichkeitsarbeit gemacht, gefühlte 1.000 Telefonate geführt, unzählige Interviews gegeben und sie haben eine Nacht mit Sitzblockade vor dem Abschiebezentrum in der Zinnergasse verbracht“, berichtet Gerlinde Affenzeller, Geschäftsführerin von SOS Mitmensch, und begründet die Zivilcourage-Auszeichnung für die Jugendlichen weiter: „Tierra Rigby und Theo Haas ist es gelungen, eine große Öffentlichkeit zu informieren und wachzurütteln, die ohne ihr Zutun nicht erreicht worden wäre. SOS Mitmensch möchte mit der Auszeichnung darauf hinweisen, wie wichtig das Engagement jeder und jedes einzelnen ist. Tierra und Theo sind ein Vorbild für uns alle!“, betont Affenzeller.
SOS Mitmensch: Menschen schützen und Perspektiven nicht zerstören!
SOS Mitmensch weist mit der Vergabe des Ute-Bock-Preises für Zivilcourage auf die große Bedeutung der Unterstützung von Menschen in Not und der Wahrung des Kindeswohls hin. Das populistische und teilweise rassistische Spiel mit dem Schicksal von Menschen in Not sei ebenso abzulehnen wie die Missachtung des Wohls von Kindern, deren Lebensperspektiven nicht zerstört werden dürfen, so SOS Mitmensch. Daher könne der Einsatz mutiger Menschen für die Rechte und Würde ihrer Mitmenschen gar nicht hoch genug geachtet werden.
Ute-Bock-Preis für Zivilcourage und bisherige Preisträger*innen
Der Ute-Bock-Preis für Zivilcourage wurde 1999 von SOS Mitmensch ins Leben gerufen, um überdurchschnittliche Zivilcourage auszuzeichnen und mutigen Personen und Initiativen Rückhalt zu geben. Die erste Preisträgerin war die Flüchtlingshelferin Ute Bock, ihr folgten Gertrude Hennefeld, Vinzipfarrer Wolfgang Pucher, der Sozialarbeiter Bülent Öztöplu, die Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague, LEFÖ, Ehe ohne Grenzen, die Bleiberechtsplattform Oberösterreich, Elias Bierdel, fünf junge Anti-AbschiebeaktivistInnen, der Polizist Uwe Sailer, die Refugees in der Votivkirche, Siegfried Stupnig, die Initiative „Flucht nach vorn“, die Bürgermeisterin Angelika Schwarzmann, die Initiative „Refugee-Convoy“, die beiden Holocaust-Überlebenden Helga Feldner-Busztin und der inzwischen verstorbene Rudolf Gelbard, die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg, der Verein „maiz/das kollektiv“, SOS Balkanroute und Fairness Asyl.
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