Holocaust-Überlebende erhalten Ute-Bock-Preis für Zivilcourage
Der von SOS Mitmensch ins Leben gerufene Ute-Bock-Preis für Zivilcourage wird 2018 an zwei Holocaust-Überlebende vergeben. Helga Feldner-Busztin und Rudolf Gelbard werden für ihren unermüdlichen Einsatz für die Aufklärung über die Nazizeit ausgezeichnet. Der mit 7.000 Euro dotierte Preis wurde am 21. Jänner 2018 im Rahmen der 25-Jahr-Matinee von SOS Mitmensch im ausverkauften Wiener Burgtheater überreicht. Die Laudatio hielt der Autor Doron Rabinovici.
>> NACHLESE zur Preisverleihung und 25-Jahr-Matinee von SOS Mitmensch
Rudolf Gelbard und Helga Feldner-Busztin: unermüdlicher Einsatz für Aufklärung über die Nazizeit
KämpferInnen für Geschichtsaufklärung
Die 1929 geborene Helga Feldner-Busztin und der 1930 geborene Rudolf Gelbard gehören zu den letzten noch lebenden ZeitzeugInnen des Holocaust. Feldner-Busztin musste als Kind in Wien den „Judenstern“ tragen. Später wurde sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Auch Gelbard wurde im Alter von 12 Jahren von den Nazis in das KZ Theresienstadt deportiert. Neunzehn Mitglieder seiner Familie wurden während der Nazizeit ermordet. Feldner-Busztin und Gelbard überlebten den Holocaust. Beide setzen sich an Schulen und in Vorträgen seit vielen Jahren unermüdlich für Geschichtsaufklärung ein. Nach der Nationalratswahl im Oktober riefen beide in Videobotschaften dazu auf, keine Rechtsextremen in die österreichische Bundesregierung zu holen. Ihre Videobotschaften wurden auf Facebook insgesamt mehr als 200.000 Mal abgerufen.
Videobotschaft von Helga Feldner-Busztin nach der Nationalratswahl
Mutige Vorbilder in einer von Rechtsruck geprägten Zeit
„Helga Feldner-Busztin und Rudolf Gelbard sind in unserer Gesellschaft wichtige Vorbilder. Sie stehen stellvertretend für jene ZeugInnen der NS-Zeit, die die Energie und die Courage aufgebracht haben, gegen das Verdrängen und das Vergessen anzukämpfen. Mit ihrer Aufklärungsarbeit an Schulen und in Vorträgen haben sie mit dazu beigetragen, dass es im heutigen Österreich Menschen gibt, die historische Zusammenhänge kennen und die über das Entstehen und die schrecklichen Folgen von massivem Unrecht Bescheid wissen. Feldner-Busztin und Gelbard sind aber auch mahnende Stimmen gegenüber einer Politik, die zunehmend von rückwärtsgewandten, populistischen und teilweise sogar rechtsextremen Strömungen beeinflusst wird“, so Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch.
Videobotschaft von Rudolf Gelbard nach der Nationalratswahl
Laudatio von Doron Rabinovici
Die Preisrede im Burgtheater hält der Autor Doron Rabinovici. Der Zivilcourage-Preis wird von SOS Mitmensch-Obmann Max Koch überreicht. Der Preis ist heuer mit 7.000 Euro dotiert. SOS Mitmensch dankt den großzügigen SpenderInnen, die die Preisdotierung ermöglicht haben.
Ute-Bock-Preis und bisherige PreisträgerInnen
Der Ute-Bock-Preis für Zivilcourage wurde 1999 von SOS Mitmensch ins Leben gerufen, um überdurchschnittliche Zivilcourage auszuzeichnen und mutigen Personen und Initiativen Rückhalt zu geben. Die erste Preisträgerin war die Flüchtlingshelferin Ute Bock, ihr folgten Gertrude Hennefeld, Vinzipfarrer Wolfgang Pucher, der Sozialarbeiter Bülent Öztöplu, die Plattform Gerechtigkeit für Seibane Wague, LEFÖ, Ehe ohne Grenzen, die Bleiberechtsplattform Oberösterreich, Elias Bierdel, fünf junge Anti-AbschiebeaktivistInnen, der Polizist Uwe Sailer, die Refugees in der Votivkirche, Siegfried Stupnig, die Initiative „Flucht nach vorn“, die Bürgermeisterin Angelika Schwarzmann und die Initiative „Refugee-Convoy“.
SOS Mitmensch feiert 25 Jahre! - Matinee im Burgtheater am Sonntag, 21. Jänner 2018 um 11.00 Uhr
Vor 25 Jahren fand das Lichtermeer am Heldenplatz statt - 300.000 Menschen gingen gegen das Anti-Ausländer Volksbegehren auf die Straße. Zivilcourage ist nach wie vor ein wesentlicher Motor für ein menschenwürdiges Leben. Im Rahmen der Matinee wird sie hochgehalten und gleichzeitig befeuert durch Gespräche mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten und Auftritten von renommierten KünstlerInnen sowie durch die Verleihung des Zivilcourage-Preises von SOS Mitmensch.
Programm
mit Maschek, MoZuluArt, Elisabeth Orth, Christoph und Lollo, Stefanie Sargnagel, Dirk Stermann
Gespräche mit Pfarrer Pucher, Ramazan Demir, Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg, Elias Bierdel, Angela Magenheimer
Moderation: Zeynep Buyrac
Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der Eröffnungsworte sprechen wollte, nimmt aufgrund der Todesfälle in seiner Familie nicht teil.
Ausklang mit Sekt und Torte im großen Pausenfoyer.
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