
„Was muss ich tun, um in die Schule gehen zu können?“
Der politische Asylgipfel ist vorüber und dennoch ist das politische Asyltal noch nicht durchschritten. Die Situation von Kindern und Jugendlichen im Massenquartier Traiskirchen nach wie vor ungelöst.
Obwohl das Innenministerium SOS Mitmensch nach wie vor den Zutritt zur Asylstelle verbietet, ist es der Menschenrechtsorganisation gelungen, mit jungen Asylsuchenden in Traiskirchen Kontakt aufzunehmen. Die Kinder und Jugendlichen erzählen vom nervenzehrenden Warten auf die Chance, das Massenquartier endlich verlassen zu können. Sie sagen unisono, dass sie gerne eine Schule besuchen würden. Und ihnen ist die Erleichterung anzumerken, endlich mit jemandem über ihre Probleme reden zu können. In der Asylstelle gäbe es dafür keine Ansprechperson, so die jungen Asylsuchenden.
„Ich würde gerne in die Schule gehen“, sagt der 15-jährige A. zu SOS Mitmensch: „Jetzt bin ich den ganzen Tag nur im Lager. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich langweile mich.“ A. ist bereits seit fast 2 Monaten in Traiskirchen, und das, obwohl die Erstaufnahmestelle nur auf Kurzaufenthalte von maximal zwei bis drei Wochen ausgelegt ist. Der 16-jährige R. ist sogar schon mehr als zwei Monate in Traiskirchen: „Jetzt habe ich bestenfalls eine oder zwei Stunden Deutschunterricht pro Tag. Das ist für mich viel zu wenig. Ich will in die Schule gehen.“ Schon mehr als 3 Monate im Asyl-Massenquartier ist der 14-hährige C.: „Ich will lernen. Was muss ich tun um in die Schule gehen zu können?“ Noch schlechter geht es dem jungen Mohammed. Er ist erst 13 und sitzt aufgrund einer Lähmung im Rollstuhl. Er ist seit über einem Monat in Traiskirchen und besucht keine Schule. Sein Vater, der ebenfalls in Traiskirchen ist, berichtet: „Mohammed wird von Tag zu Tag depressiver. Er will seit Tagen nichts mehr essen. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Nicht einmal ein gemeinsames Zimmer haben wir bekommen. Ich will meinen Sohn aber nicht alleine lassen und schlafe neben seinem Bett auf dem Boden.“
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Wer in Traiskirchen mit Asylsuchenden redet, dem erschließt sich eine Welt, die die meisten PolitikerInnen nicht sehen wollen. Dabei könnten sie viel von den mutigen, wissbegierigen und ständig zwischen Ohnmacht und Hoffnung schwankenden Menschen lernen. Zum Beispiel niemals aufzugeben, auch unter schwierigsten Bedingungen nicht. Doch ewig reicht die Energie der Menschen nicht, speziell die Jungen drohen an ihrer misslichen Lage im Massenquartier zu zerbrechen.
SOS Mitmensch verlangt daher eine Sofortlösung zur Beendigung der unerträglichen Lage der minderjährigen Asylsuchenden in Traiskirchen. Wenn wir den nach Österreich geflüchteten jungen Leuten heute eine adäquate Betreuung und den Zugang zu Bildung verweigern, schaffen wir die Grundlage für die sozialen Probleme von morgen. Mit jedem weiteren Tag, den die Politik untätig bleibt, richtet sie einen enormen Schaden an.