
LandesschulrätInnen von ÖVP und SPÖ offen für Türkisch als Maturfach
In der Debatte um die Einführung von Türkisch als Fremdsprachenmaturafach melden sich nun auch die Bundesländer zu Wort. LandesschulrätInnen von ÖVP und SPÖ zeigen sich in Schreiben an SOS Mitmensch offen für Türkisch als Maturfach. Auch von ÖVP-Bildungssprecherin Brigitte Jank kommt ein klares Ja. SOS Mitmensch fordert Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek nun zum raschen Handeln auf.
Nach dem Vorstoß der Wiener ÖVP-Bildungssprecherin Isabella Leeb, äußern sich jetzt auch der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ), die oberösterreichische Bildungslandesrätin Doris Hummer (ÖVP), der Kärntner Landeshauptmann und Landesschulratspräsident Peter Kaiser (SPÖ), die Landesschulratespräsidentin für Steiermark Elisabeth Meixner (ÖVP) sowie der Landesschulrat für Salzburg in Schreiben an SOS Mitmensch positiv zur Einführung von Türkisch als Sprachenmaturafach. Auch von der Bildungssprecherin des ÖVP-Parlamentsklubs, Brigitte Jank, kommt ein deutliches Ja. SOS Mitmensch begrüßt den parteiübergreifenden Konsens innerhalb der Regierungsfraktionen und fordert Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek dazu auf, rasch konkrete Schritte einzuleiten.
Jank: Chancen am Arbeitsmarkt steigern
„Österreichs Wirtschaft ist stark exportorientiert, unsere Betriebe erwirtschaften etwa die Hälfte des BIP auf ausländischen Märkten. Fremdsprachenkenntnisse und das Wissen um andere Kulturen haben dabei wesentlichen Einfluss auf den Geschäftserfolg der Betriebe und steigern zudem die Chancen am Arbeitsmarkt für den Einzelnen“, so ÖVP-Bildungssprecherin Jank in ihrem Schreiben an SOS Mitmensch. Und Jank fügt hinzu: „Selbstverständlich unterstütze ich die Möglichkeit Türkisch als Fremdsprache und in weiterer Folge als Maturafach im Regelunterricht anzubieten.“
Oxonitsch: Förderung von Mehrsprachigkeit
Der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch betont in seinem Schreiben an SOS Mitmensch, dass er „die Förderung von Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt befürwortet“. „Neben den so genannten großen "internationalen Sprachen" wie Englisch, Französisch, Italienisch, die als große Ressource angesehen werden, gilt das selbstverständlich auch für Türkisch. Die Einführung eines dementsprechenden Lehramtsstudiums wäre ein wichtiger und notwendiger Schritt“, so Oxonitsch.
Hummer: Nachhaltige Integration
Die oberösterreichische Bildungslandesrätin Doris Hummer erklärt in ihrem Schreiben, dass sie der Idee der Einrichtung eines Maturafachs Türkisch „sehr offen gegenübersteht“, wobei es dabei „den jeweiligen Standort zu prüfen gilt“. Hummer betont die große Bedeutung einer „nachhaltigen Integration“. „Die Einrichtung eines Lehramtsstudiums für Türkisch als zweite lebende Fremdsprache würde wohl auch den Zugang zum Berufsbild der/s Pädagogen für Personen mit migrantischem Hintergrund erleichtern“, so Hummer.
Kaiser: Erweiterung der Maturafächer ernsthaft prüfen
Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser fordert in seinem Schreiben, dass „dort wo der Bedarf besteht und die damit verbundenen Kosten im Verhältnis zum Nutzen stehen, eine Erweiterung der Maturafächer ernsthaft zu prüfen ist. Das gilt für Türkisch ebenso wie für Russisch, Serbisch, Altgriechisch, Latein. Wenn ein Maturafach Türkisch angeboten werden soll, dann ist die Einrichtung eines entsprechenden Lehramtsstudiums im Zuge der der neuen LehrerInnenausbildung die logische Voraussetzung.“
Meixner: Grazer Uni bereit für Lehramtsstudium Türkisch
Die Präsidentin des Landesschulrates für Steiermark Elisabeth Meixner betont, dass die Grazer Uni, in Absprache mit der steirischen Landesregierung, bereit sei, Türkisch als Studienfach für angehende LehrerInnen zu installieren. „Der Ball liegt bei der Ministerin“, so Meixner, die auch betont, dass „alle SchülerInnen mit Migrationshintergrund selbstverständlich Deutschunterricht erhalten müssen. Unsere steirischen SchülerInnen maturieren allerdings neben Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch und Latein bereits in den Fächern Slowenisch, Kroatisch, Russisch, Chinesisch und Japanisch. Grundvoraussetzung ist die Wahlmöglichkeit, wenn die entsprechende Nachfrage besteht. Die hohe Zahl Türkisch sprechender Kinder in unseren Städten ist ein klares Signal, dass Maßnahmen gesetzt werden müssen.“
Schrodt: Beschämend, dass Türkisch nicht längst maturabel
Auch die überparteiliche Bildungsinitiative „BildungGrenzenlos“ spricht sich in einem Schreiben an SOS Mitmensch für die Einführung von Türkisch als Maturafach aus: „Türkisch ist die zweitstärkste Migrantensprache in Österreich. Die derzeit laufende Diskussion wertet diese Sprache gegenüber anderen Fremdsprachen ab und signalisiert den jungen türkischsprachigen Österreicherinnen und Österreichern, dass ihre Sprache weniger Wert ist. Dass es die Diskussion überhaupt gibt und Türkisch nicht schon längst maturabel ist, ist beschämend. Abgesehen davon stellt Mehrsprachigkeit einen unschätzbaren Wert dar, den es in jeder Hinsicht zu befördern gilt. Schließlich ist Österreich ein wichtiger Handelspartner der Türkei und wir brauchen allein auch aus diesem Grund junge Menschen mit guten Kenntnissen der Bildungssprache Türkisch“, betont Heidi Schrodt, Vorsitzende der Initiative „BildungGrenzenlos“.
Keine weitere Verzögerung
SOS Mitmensch fordert Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek dazu auf, den parteiübergreifenden Konsens zu nutzen, um rasch zu handeln. „Es gilt Türkisch umgehend in den Lehrplan für lebende Fremdsprachen aufzunehmen und raschestmöglich ein Lehramtsstudium Türkisch an einer österreichischen Universität einzurichten. Die Universität Graz steht dafür offenbar längst bereit. Nach Jahren des Hinhaltens, gibt es jetzt keinerlei Rechtfertigung mehr für weitere Verzögerungen“, betont SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
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