
Antirassistische Literaturtipps 2023
Seit dem Black History Month 2023 veröffentlicht SOS Mitmensch jeden Monat antirassistische Literaturtipps. Warum? Weil Antirassismus das ganze Jahr über wichtig ist! Rassismus gesellschaftlich und individuell zu „entlernen“, ist ein stetiger Prozess, den SOS Mitmensch aktiv vorantreiben will.
In der österreichischen Politik jagt gefühlt ein rassistischer Vorfall den nächsten. Dagegen müssen wir vorgehen. Auf individueller Ebene ist es wichtig, sich stets antirassistisch weiterzubilden. Wir finden es wichtig, dass diesem essenziellen Teil der österreichischen Geschichte und diesem Thema aus der Mitte unserer Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Unsere Literaturtipps sollen dabei helfen, ein besserer Ally für alle Schwarze Menschen und People of Colour zu werden!
Allyship: Antirassismus ist das ganze Jahr
Der Black History Month geht nur einen Monat. Doch der Kampf für ein antirassistisches Österreich kennt keine Pause! Ein Klassiker, der bei Diskussionen um Rassismus dabei sein muss: Ta-Nehisi Coates Buch „Zwischen mir und der Welt“ – ein leidenschaftliches und schmerzhaftes Manifest gegen Rassismus.
Von der österreichischen Initiative Black Voices kommt passend das Buch „War das jetzt rassistisch?“. Mit Beispielen, Fakten und Humor gibt es 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag. Mit der Historikerin Claudia Unterweger geht es zurück in die Vergangenheit, die Auswirkungen aufs Heute hat: Mit „Talking Back“ analysiert sie historisch überlieferte Darstellungen Schwarzer Menschen in Österreich – und was das für die Menschen heute bedeutet. Der Sammelband „Von Soliman zu Omofuma“ widmet sich der Entwicklung der afrikanischen Diaspora in Österreich: Vom fürstlichen Kammerdiener und Freimaurer Angelo Soliman im 17. Jahrhundert bis zum Tod von Marcus Omofuma in Polizeigewahrsam 1999.
Auch ein Roman darf nicht fehlen: Das Buch „Mädchen, Frau etc.“ von Bernardine Evaristo entführt uns nach London, wo das Leben der Schwarzen Frauen Amma, Carola, Shirley und Bummi unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch miteinander verwebt sind.
#NoToRacism
Bevor wir zu den explizit politischen Büchern kommen, entführt uns Brit Bennett mit ihrem Roman „Die verschwindende Hälfte“ in einen kleinen Ort in Louisiana, von welchem aus sich zwei Schwestern auf ganz unterschiedliche Wege hinaus in die Welt begeben. Eine Geschichte über ethnische Zugehörigkeit und ein spätes Wiedersehen.
Die deutsche Autorin Tupoka Ogette begleitet mit ihrem Buch „exit RACISM“ Leser*innen bei der Auseinandersetzung mit Rassismus – ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Das Ziel: „rassismuskritisch denken lernen“. Warum das wichtig ist, zeigt Kübra Gümüşay: In ihrem Debütroman „Sprache und Sein“ geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt.
Rafia Zakarias „Against White Feminism“ enthüllt das rassistische Erbe der Frauenbewegung und weist den Weg zu wahrer Gleichberechtigung. Audre Lorde gilt als Ikone des Schwarzen Feminismus: Ihre Texte in „Sister Outsider“ über Rassismus, Patriarchat und Klasse geben auch jetzt noch Antworten auf viele Fragen der Gegenwart.
Pride Edition
Rassismus zu „entlernen“ ist ein stetiger Prozess. Es erfordert nicht nur systemisch, sondern auch individuell Einsatz, antirassistisch zu sein. Vor allem ist es wichtig, intersektional zu denken und Mehrfachdiskriminierung zu hinterfragen.
Mit der Pride Edition im Juni wollen wir antirassistischen Lesestoff bieten, sich aktiv weiterzubilden: James Baldwins Roman von 1956 galt lange als eine der besten Romane, welcher Homosexualität thematisiert. Während es bei Baldwins „Giovannis Zimmer“ noch um eine verleugnete gleichgeschlechtliche Liebe geht – will Alok Vaid-Menon mit dem Buch „Mehr als binär“ Mut machen und feiert die Vielfalt des Spektrums an Geschlechtsidentitäten. Mit „Hunger“ von Roxane Gay geht es sehr schonungslos weiter: Im New-York-Times-Bestseller geht es um Körperideale, Traumate, um Verleugnung und Scham. Scharfsinnige politische Perspektiven bringt Hengameh Yaghoobifarah mit den Texten aus der taz-Kolumne „Habibitus“. Was all diese Bücher gemeinsam haben? Die Protagonist*innen oder Autor*innen wissen nicht nur theoretisch, was Rassismus bedeutet.
Sommerlektüre
Mit unseren Sommerlektüren habt ihr die Möglichkeit die Urlaubszeit aktiv zu nutzen. Denn: Rassismus gibt es auch bei Badewetter. Rassismus als gesamtgesellschaftliches Problem kann man mit antirassistischer Weiterbildung bekämpfen – da hilft es auch schon, Romane zu lesen, die Rassismus direkt und indirekt thematisieren.
Es ist wichtig auch mit einer Strandlektüre auf die oftmals schwierigen Lebensrealitäten von People of Colour aufmerksam machen. Yaa Gyasi verwebt in seinem Roman „Heimkehren“ („Home Going“) generationsübergreifende Geschichten zwischen Sklavenhandel in Ghana und dem Kampf ums Überleben in den USA – vom Damals bis zum Heute. Caleb Azumah Nelson erzählt in seinem Debütroman „Frei Schwimmen“ („Open Water“) eine große Liebesgeschichte zweier Schwarzer Menschen – zwischen Identitätsfragen, Diskriminierung und Unterdrückung. Die Frauenrechtlerin Cathleen Miller erzählt in „Wüstenblume“ die wahre Geschichte eines somalischen Mädchens: vom grausamen Ritual der Beschneidung in der Wüste bis zum Top-Model auf internationalen Laufstegen. Mit „The Hate U Give“ lässt Angie Thomas uns eintauchen in das Leben einer 16-Jährigen in den USA – sie lässt uns fühlen, wie Rassismus töten kann.
Strong Women Edition
Mit einem Literaturschwerpunkt auf „Frauen und Rassismus“ möchte SOS Mitmensch hervorheben, wie wichtig es ist, intersektional zu denken und Mehrfachdiskriminierung zu hinterfragen. Die antirassistischen Literaturtipps der Strong Women Edition beleuchten Geschichten und Lebenserfahrungen von starken Frauen, die trotz Widerständen, ihren Kampf um Gleichberechtigung in einem patriarchalen System nie aufgegeben haben.
Als Klassiker gilt Alice Walkers „Die Farbe Lila“ („The Color Purple“) aus dem Jahr 1982. Walker erzählt die Geschichte der 14-jährigen Celie, die Geschichte eines Schwarzen Mädchens in den Südstaaten der USA zwischen Missbrauch und einer ungleichen Freundschaft. Die Autobiografie „Becoming“ der ehemaligen First Lady der USA Michelle Obama wurde zum Bestseller. Michelle Obama nimmt uns mit in ihre Kindheit in Chicago, ihrer Karrierezeit als Anwältin und ins Weiße Haus. Im Roman „Der Schattenkönig“ („The Shadow King“) von Maaza Mengiste geht es fiktiv ins Jahr 1935 nach Äthiopien, um mit kreativen Mitteln gegen Mussolini zu kämpfen. Zum Schluss geht es zurück zur Natur: Mit „Die Wolfsfrau“ („Women who run with the wolves“) erzählt Clarissa Pinkola Estés in 20 Geschichten aus verschiedenen Kulturkreisen von der Kraft der weiblichen Urinstinkte.
adressing anti-Asian racism
Asiatisch gelesene Menschen müssen immer wieder gegen Vorurteile, Hass und Feinbilder ankämpfen. Die Corona-Pandemie soll anti-asiatischen Rassismus noch einmal verstärkt haben. Dabei könnten wir so viel weiter sein! Rassismus zu „entlernen“ ist eine Aufgabe für uns alle! Die Bücher von Michelle Zauner, Lisa Ko, Cathy Park Hong und Monica Ali geben uns einen ersten Einblick.
Cathy Park Hong weiß genau, was anti-asiatischer Rassismus ist – wie er sich anfühlt. Als Tochter koreanischer Einwanderer in die USA erklärt sie in „Störgefühle“ („Minor Feelings“), dass anti-asiatischer Rassismus ein Problem der Mitte der Gesellschaft ist. Mit dem Debütroman von Monica Ali „Brick Lane“ begleiten wir das Leben der jungen Nazneen – aus Bangladesch zur arrangierten Heirat nach London. Lisa Kos Debütroman „The Leavers“ nimmt uns mit auf eine grenzüberschreitende Reise zwischen China und den USA, zwischen der Bronx und Upstate New York, bei der die junge Deming vor etlichen Entscheidungen steht. Kulinarisch geht es bei Michelle Zauner zu: Sie erzählt mit „Tränen im Asia-Markt“ („Crying in H Mart“) von Trauerbewältigung, Selbsttherapie und der tröstlichen Kraft der koreanischen Küche.
Unser Kampf für ein antirassistisches Österreich geht das ganze Jahr weiter. Als rein spendenfinanzierter Verein kann SOS Mitmensch völlig unabhängig von jeglicher Parteipolitik agieren und auf allen Ebenen Druck ausüben. Unterstütze unsere Arbeit mit einer Spende – jede Einzahlung hilft uns!
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