
1. Quartal 2022: Nichteinbürgerungs-Schere wächst weiter dramatisch an
SOS Mitmensch kritisiert die immer schneller wachsende Nichteinbürgerungs-Schere bei in Österreich geborenen Personen. Im ersten Quartal 2022 gab es laut Statistik Austria nur 1.029 Einbürgerungen hier geborener Personen, während über 4.000 Kinder zur Welt kamen, ohne die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Damit wächst die Gesamtzahl der in Österreich geborenen Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft auf deutlich über 250.000 an.
Sachslehner und Karner liegen falsch
„Die Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner und Innenminister Gerhard Karner falsch liegen, wenn sie keinen Handlungsbedarf beim großteils blockierten Zugang zur Staatsbürgerschaft für hier geborene Kinder und langfristig hier lebende Menschen orten“, so SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
Nur eines von sechs Kindern erhält Staatsbürgerschaft
Laut Pollak würden die begrüßenswerten zahlreichen Staatsbürgerschaftsverleihungen an NS-Opfer verdecken, dass die Einbürgerungsrate von hier geborenen Kindern weiter auf dramatisch niedrigem Niveau verharre. Von sechs Kindern, die in Österreich ohne österreichische Staatsbürgerschaft zur Welt kommen, wird nur ein einziges nachträglich vom Staat eingebürgert“, so Pollak.
Anfang 2021 startete SOS Mitmensch die #hiergeboren-Initiative: Seitdem ist die NIchteinbürgerungs-Schere in Österreich immer weiter aufgegangen, wie die akkumulierten Geburten- und Einbürgerungs-Zahlen der Statsistik Austria belegen
Sozial ausgrenzende EInbürgerungsbestimmungen
Hauptgrund für die niedrige Einbürgerungsrate sei laut Pollak, dass Österreich in Europa Schlusslicht beim Zugang zur Staatsbürgerschaft sei. So müssten selbst in Österreich geborene Kinder, deren Eltern schon Jahre hier leben, einen Einkommensnachweis erbringen, um eine Chance auf die Staatsbürgerschaft haben, berichtet Pollak. Das sei sozial ausgrenzend und extrem unfair gegenüber den betroffenen Kindern, so der SOS Mitmensch-Sprecher.
SOS Mitmensch hat im vergangenen Jahr die „#hiergeboren-Initiative“ gestartet, die von mehr als 40.000 Menschen unterstützt wird. Die Menschenrechtsorganisation fordert im Rahmen der Initiative unter anderem ein bedingungsloses Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft für hier geborene und hier aufgewachsene Kinder, deren Eltern schon Jahre in Österreich leben.
Einbürgerungslücke wuchs 2021 um weitere 14.000
Im vergangenen Jahr kamen etwa 17.300 Kinder in Österreich zur Welt, ohne die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Im gleichen Zeitraum sind laut Zahlen der Statistik Austria nur 3.402 in Österreich geborene Personen eingebürgert worden. Damit ist die Einbürgerungslücke bei hier geborenen Personen im Jahr 2021 um fast 14.000 angewachsen. Insgesamt gibt es nun bereits über eine Viertelmillion Menschen, die trotz Geburt in Österreich bislang keine österreichische Staatsbürgerschaft erhalten haben.
#hiergeboren-Initiative
Die von SOS Mitmensch gestartete #hiergeboren-Initiative wird von 40.000 Menschen unterstützt.
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