
Einbürgerungs-Lücke bei Hiergeborenen wächst weiter dramatisch
Laut den aktuellen Einbürgerungszahlen der Statistik Austria sind in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 13.104 Kinder in Österreich zur Welt gekommen, ohne die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Doch nur 2.334 Hiergeborene wurden nachträglich eingebürgert, ein Absinken um zwölf Prozent gegenüber dem Jahr 2019 und nur ein minimaler Anstieg gegenüber dem Minusjahr 2020.
Viele Einbürgerungen von NS-Opfern
SOS Mitmensch begrüßt ausdrücklich die Staatsbürgerschaftsvergaben an NS-Opfer und an ihre Nachkommen. Dadurch kommt es allerdings zu erheblichen Verzerrungen in der Einbürgerungsstatistik. Der Gesamtanstieg gegenüber dem Vorjahr verdeckt das weiterhin dramatisch niedrige Niveau der Einbürgerungsrate von in Österreich lebenden und hier geborenen Menschen.
Nichteinbürgerungs-Spirale dreht sich weiter
Laut den aktuellen Einbürgerungszahlen der Statistik Austria wurden in den ersten drei Quartalen 2021 nur 2.334 in Österreich geborene Personen nachträglich eingebürgert. Im gleichen Zeitraum kamen mehr als 13.000 Kinder in Österreich zur Welt, ohne die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Das bedeutet für die ersten drei Quartale 2021 ein weiteres Anwachsen der Einbürgerungslücke um fast 11.000 hier geborene Kinder.
Durchschnittlich kommen (laut Zahlen des Jahres 2020) 48 Kinder pro Tag in Österreich zur Welt, die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Doch im heurigen Jahr haben nur knapp über acht hier geborene Personen pro Tag nachträglich die Staatsbürgerschaft erhalten. Damit tut sich eine Einbürgerungslücke von fast 41 Personen pro Tag auf, die sich in den ersten drei Quartalen auf fast 11.000 Personen summiert.
Strukturelles Problem
„Auf sechs Kinder, die in Österreich ohne österreichische Staatsbürgerschaft zur Welt kommen, kommt nur ein Kind, das nachträglich vom Staat eingebürgert wird. An diesem strukturellen Problem ändert die begrüßenswerte Einbürgerung von NS-Opfern und ihren Nachkommen leider nichts. Denn die Nichteinbürgerungs-Spirale für hier geborene Kinder dreht sich Tag für Tag weiter“, so SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
Faires Staatsbürgerschaftsrecht notwendig
SOS Mitmensch fordert ein Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft für hier geborene und aufgewachsene Kinder, deren Eltern schon Jahre in Österreich leben. „Derzeit schickt unser Staat hier geborene Kinder sogar lieber in die Staatenlosigkeit als sie einzubürgern. Das ist unfair gegenüber den Kindern und demokratiepolitisch destruktiv“, fordert Pollak ein Umdenken der Politik.
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