
Falschinformation der Polizei Tirol heizt Hass im Netz an
SOS Mitmensch übt Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei Tirol. Diese hat eine irreführende Meldung über „finanzielle Vorzüge“ eines als minderjährig eingestuften Asylsuchenden „in Höhe von zehntausenden Euro“ verbreitet. Diese Falschinformation hat wiederum zu zahlreichen falschen Medienberichten und zu Hass im Netz geführt.
Polizei Tirol verbreitet Falschinformation über „finanzielle Vorzüge“ für einen als minderjährig eingestuften Asylsuchenden „in der Höhe eines fünfstelligen Eurobetrages“
Kein Asylsuchender erhält „zehntausende Euro“ auf die Hand
Anlass der Kritik von SOS Mitmensch ist eine Pressemeldung der Polizei Tirol von Ende Februar, in der zu lesen war, dass ein Asylsuchender sich fälschlicherweise als Minderjähriger ausgegeben und dadurch „finanzielle Vorzüge in der Höhe eines fünfstelligen Eurobetrages“ erhalten habe. Nachforschungen von SOS Mitmensch bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck ergaben jedoch, dass der Asylsuchende keine Auszahlungen in dieser Höhe erhalten hatte. Bei der Anzeige gehe es einzig und allein um den höheren staatlichen Aufwand für die Betreuungseinrichtungen von Minderjährigen, so die Staatsanwaltschaft.
Unverständliche Vorgehensweise der Polizei Tirol
„Es ist vollkommen unverständlich, warum die Presseabteilung der Polizei Tirol eine irreführende Meldung in die Welt setzt, noch dazu im Wissen, dass Falschmeldungen über Asylsuchende zu Hassausbrüchen führen können“, kritisiert Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch. Die Polizei und insbesondere die zur Betrugsbekämpfung eingerichtete „Taskforce“ müssten eigentlich wissen, dass ein als minderjährig eingestufter Asylsuchender niemals tausende oder gar zehntausende Euro auf die Hand erhalte, so Pollak.
Irreführende Meldung der Polizei Tirol führte zu zahlreichen Falschberichten in Medien und anschließend zu Hass im Netz
Zahlreiche Falschberichte und Hassausbrüche im Netz
Der Fall der irreführenden Polizeimeldung ist deshalb besonders brisant, weil es aufgrund dieser Meldung in zahlreichen Medien zu Falschberichten gekommen ist. Darüber hinaus ist die Falschinformation von skrupellosen Politikern für die Anstachelung von Hass im Netz missbraucht worden.
Richtigstellung notwendig
„Wir fordern von der Polizei Tirol eine Richtigstellung. Und wir fordern, dass in Zukunft darauf geachtet wird, keine irreführenden Meldungen mehr zu verbreiten. Die Polizei hat eine große Verantwortung bei der Bekämpfung von Kriminalität, sie hat aber auch eine große Verantwortung bei der korrekten Information der Öffentlichkeit“, betont SOS Mitmensch-Sprecher Pollak.
Update: Die Polizei Tirol hat als Reaktion auf die Kritik von SOS Mitmensch eine Berichtigung ihrer irreführenden Meldung veröffentlicht. Einige Medien, die Falschberichte veröffentlicht hatten, haben ebenfalls eine Berichtigung veröffentlicht, aber nicht alle.
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