
Stimmen von hier Geborenen und hier Aufgewachsenen - Olga Kosanović
Die 26-jährige Wienerin Olga Kosanović ist hier geboren und aufgewachsen, dennoch besitzt sie bis heute keine österreichische Staatsbürgerschaft. Die junge Regisseurin berichtet von der Antragstellung bei der MA35, bei der ihre "Integrierbarkeit" in Frage gestellt wurde und sie sich behandelt fühlte, wie im falschen Film. Olga Kosanović ist Teil der #hiergeboren-Initiative.
"Mein Name ist Olga Kosanović. Ich bin gebürtige Wienerin. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und in die Schule gegangen, habe aber nach wie vor einen serbischen Pass, weil meine Eltern beide aus Serbien kommen. Ich befinde mich jetzt seit über einem Jahr in diesem Einbürgerungsverfahren in Österreich und sehe da eher schwarz als weiß für die Zukunft. Weiß aber gerade gar nicht, was der aktuelle Stand ist, weil die Kommunikation mit der MA35 auch leider nicht die beste ist. Man bekommt irgendwie alle zwei, drei Monate mal eine Email mit neuen Forderungen, die man nachzureichen hat zugeschickt, ansonsten eher wenig Information.
Jedenfalls ist das große Thema in meinem Fall, dass ich in Deutschland studiert habe, d.h. ich bin für ein Studium, für eine Zeit lang nach Hamburg gezogen und habe dort meinen Bachelorabschluss gemacht und das wird mir jetzt zum großen Verhängnis in Sachen Einbürgerung in Österreich. Was ich persönlich als sehr absurd empfinde, da ich hier geboren bin, mein Lebensmittelpunkt trotzdem immer hier war, meine Familie hier wohnt, meine Freunde hier sind und ich hier auch maturiert habe usw.
Ja, ich arbeite hier, ich bin im Moment eigentlich, wenn man es streng genommen sieht, Angestellte des öffentlichen Dienstes. Ich arbeite in einer öffentlichen Schule und unterrichte. Nebenbei arbeite ich auch noch im Burgtheater und bei verschiedenen Filmproduktionen und das erzähle ich auch deswegen, weil es ein bisschen die Absurdität unterstreicht, die mir bei der Antragstellung in der MA35 widerfahren ist und zwar hat dort die Sachbearbeiterin zu mir gesagt: „Ja, mein Fall sei sehr, sehr, sehr schwierig und das Problem wäre, dass sie überprüfen müssen, ob ich denn überhaupt integrierbar sei.“
Und mit diesen Worten bin ich da raus und war wirklich sehr vor den Kopf gestoßen und habe mich ein bisschen wie im falschen Film gefühlt und ich bin mir sicher, dass sich sehr, sehr viele andere hier geborene Wienerinnen und Wiener ähnlich fühlen, wenn sie so etwas erfahren, weil das einfach für uns unvorstellbar ist, dass jemand anderer uns als Fremde sieht und wir uns hier aber zuhause fühlen und hier aufgewachsen sind."
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SOS Mitmensch hat gemeinsam mit Expert*innen und Betroffenen eine große Kampagne gegen den Ausschluss hier geborener und hier aufgewachsener Kinder und Jugendlicher von der österreichischen Staatsbürgerschaft gestartet. Mehr als 220.000 in Österreich geborene junge Menschen sind betroffen und die Zahl wächst mit jedem Tag!
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