
Scharfe Kritik von Irmgard Griss an Ausweisung von Schülerin
Jetzt meldet sich auch die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Irmgard Griss, zum Abschiebefall der Schülerin Ajla zu Wort. Griss übt scharfe Kritik am Vorgehen von Politik und Behörden gegen die angehende Maturantin. Es sei „absolut inakzeptabel“, dass Ajla Österreich verlassen soll, erklärt die frühere Richterin.
Griss: „Inakzeptabel, dass Ajla Österreich verlassen soll“
Irmgard Griss war im vergangenen Jahr von der Bundesregierung mit der Leitung einer Kindeswohlkommission betraut worden und hat zahlreiche Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Griss betont, dass Kinder und Jugendliche „eigene verfassungsrechtlich abgesicherte Rechte“ hätten und „keine bloßen Anhängsel ihrer Eltern“ seien. Ein Fehlverhalten der Eltern dürfe daher, laut Griss, nicht dazu führen, „dass die Kinder die Leidtragenden sind und ihre Zukunft verbaut wird“. Für die ehemalige Richterin steht fest: „Allein schon aus rechtlichen Gründen ist es absolut inakzeptabel, dass Ajla nach sechs Jahren in Österreich und ein Jahr vor der Matura Österreich verlassen soll. Ganz zu schweigen von den humanitären Gründen, die ganz massiv für ihren Verbleib in Österreich sprechen.“
Schrodt: „Entscheidung widerspricht den Kinderrechten“
Auch die Bildungsexpertin und ehemalige Schuldirektorin Heidi Schrodt appelliert eindringlich an Innenminister Gerhard Karner, Ajla bis zur Matura humanitäres Bleiberecht zu gewähren und das Wiedereinreiseverbot aufzuheben. „Ajla hat es geschafft, im Gymnasium mit guten Erfolgen zu reüssieren. Das ist eine außergewöhnliche Leistung. Die Entscheidung, sie abzuschieben, ist nicht nur völlig unverständlich, sondern widerspricht den Kinderrechten“, erklärt Schrodt.
Hopmann: „Schwerwiegende traumatische Belastung“
Bereits zuvor hatte der Bildungsexperte Prof. Stefan Hopmann die geplante Ausweisung der Schülerin und das gegen sie verhängte dreijährige Wiedereinreiseverbot scharf verurteilt. Hopmann sprach von „einer schwerwiegenden traumatischen Belastung“, die der Jugendlichen zugefügt werde. Auch Hopmann fordert ein Bleiberecht bis zum Schulabschluss.
Ajla und ihre Schule unter Schock
Die betroffene Jugendliche und viele in ihrer Schule stehen derweil unter Schock. Schuldirektor Michel Fleck spricht von einer „furchtbaren Situation für Ajla und für uns“. Fleck betont, dass Ajla „ein tolles Mitglied unserer Gesellschaft, eine super Schülerin, ein super Mensch“ sei. Es sei absolut unverständlich, dass sie Österreich verlassen müsse. „„Ajla hätte noch ein Jahr, in dem sie sicher bei uns maturiert, einen Abschluss hat. Es macht uns ein bisschen verzweifelt. Wir würden gern helfen“, betont Fleck. Ajlas Klassenkollegin Magali spricht von einem „großen Schock“ für die ganze Klasse: „Für Ajla steht ihr ganzes Leben auf dem Spiel, alles, was sie sich jetzt hier aufgebaut hat in Österreich. Es ist ungerecht, wenn sie jetzt gehen muss“, so Ajlas Mitschülerin.
Mehr als 5.000 Unterschriften
SOS Mitmensch drängt auf eine Revision der Entscheidung durch das Innenministerium. Die Ausweisung der Schülerin solle gestoppt und das Wiedereinreiseverbot aufgehoben werden, fordert die Menschenrechtsorganisation, deren Eil-Appell bereits von mehr als 5.000 Menschen unterzeichnet wurde. „Ein System, das das Kindeswohl missachtet und Chancen zerstört, ist ein schlechtes, um nicht zu sagen, krankes System. Eine Änderung tut dringend Not“, betont SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
Mitschülerin Magali kämpft für den Verbleib von Ajla! Hier gemeinsam mit Ajla und SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
Kein Verschulden von Ajla
Ajla folgte als 13-Jährige ihrem Vater aus Serbien nach Österreich. Sie besuchte zuerst eine Neue Mittelschule und wechselte nach zwei Jahren ins Gymnasium Anton-Krieger-Gasse in Wien, wo sie zu den Klassenbesten zählt. Sie hat die 7. Klasse mit sehr gutem Erfolg abgeschlossen und ihr fehlt nur noch ein Jahr auf die erfolgreiche Matura. Dennoch droht ihr jetzt die Ausweisung. Laut Behörden muss sie Österreich bis Ende Juni verlassen, aufgrund einer rechtswidrigen Handlung ihres Vaters, für die sie keinerlei Verantwortung trägt. Ajla wurde darüber hinaus mit einem dreijährigen Einreiseverbot belegt, was ihr die Rückkehr mit einem Schülerinnenvisum nahezu unmöglich macht.
Jetzt EIL-APPELL an Innnenminister unterstützen!
Ihre Schule setzt sich für den Verbleib von Ajla ein. Ein offener Brief an den Innenminister blieb jedoch bislang ohne Reaktion. Deshalb startet SOS Mitmensch jetzt erneut eine Initiative für den Verbleib der Schülerin. Unter diesem LINK kann der Eil-Appell an den Innenminister unterstützt werden.
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Direktor des Gymnasiums Anton-Krieger-Gasse in Wien Copyright: SOS Mitmensch |
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