"Integrationsbotschafter" mit problematischen Botschaften
SOS Mitmensch übt Kritik an irreführenden Aussagen durch „IntegrationsbotschafterInnen“ im Rahmen von gemeinsamen Schulbesuchen mit Staatssekretär Kurz.
Seit Oktober 2011 führt Staatssekretär Sebastian Kurz gemeinsam mit so genannten „IntegrationsbotschafterInnen“ Schulbesuche durch. Wichtige Themen wie Gerechtigkeit, Solidarität und der Kampf gegen Diskriminierung werden dabei kaum angesprochen. Dafür wird den SchülerInnen die Botschaft vermittelt, dass sie durch gute Deutschkenntnisse und genug Leistung alles erreichen können.
So verlautbarte „Integrationsbotschafter“ Eric Papilaya im Rahmen eines Schulbesuchs mit Staatssekretär Kurz: „Wenn man gut Deutsch spricht, stehen einem in Österreich alle Türen offen und man kann jeden seiner Träume verwirklichen."
Gute Deutschkenntnisse sind in Österreich unbestritten hilfreich. Für das Öffnen von Türen spielen jedoch andere Faktoren eine viel entscheidendere Rolle, etwa eine privilegierte gesellschaftliche Position, ein gutes Beziehungsnetzwerk und das Nichtbetroffensein von Diskriminierung. Das unter den Teppich zu kehren und zu behaupten, das Vorankommen oder Nichtvorankommen hänge allein von Deutschkenntnissen ab, ist unverantwortlich gegenüber den Jugendlichen.
Problematisch ist auch das viel zu enge Wertespektrum, das den SchülerInnen vermittelt wird. Es gibt mehr und sehr oft auch Wichtigeres im Leben als Leistung.
SOS Mitmensch fordert den Staatssekretär dazu auf, sein Schulbesuchskonzept zu überarbeiten. Es sollte Teil des Schulbesuchs sein, mit den Jugendlichen über Chancen und Barrieren zu diskutieren und dabei auch die Rolle der Politik kritisch anzusprechen. Auch sollen Werte wie Freundschaft, gegenseitiger Respekt, Diskriminierungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und Solidarität hervorgehoben werden, nicht nur Leistung.
Insgesamt sollte es um Empowerment der Jugendlichen gehen, nicht um das unhinterfragte Akzeptieren von teils diskriminierenden gesellschaftlichen Strukturen.