
Offener Brief für ein menschenwürdiges Asylsystem im Wortlaut
An
Europäisches Parlament
Bât. Altiero Spinelli
60 rue Wiertz / Wiertzstraat 60
1047 Brüssel
Belgien
Europäische Kommission
Rue de la Loi / Wetstraat 170
1049 Brüssel
Belgien
Rat der Europäischen Union
Justiz und Inneres
Rue de la Loi / Wetstraat 175
1048 Brüssel
Belgien
Sehr geehrter Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz!
Sehr geehrter Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Barroso!
Sehr geehrte Mitglieder des Europäischen Rates für Justiz und Inneres!
Sehr geehrte Mitglieder des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission!
angesichts des Todes von tausenden Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen in den vergangenen Jahren darf nicht zur Tagesordnung übergegangen werden. Die Tragödie von Lampedusa, bei der bei einem einzigen Schiffsunglück mehr als 300 Flüchtlinge ums Leben kamen, steht stellvertretend für all die menschlichen Tragödien an der die Festungspolitik der Europäischen Union einen maßgeblichen Anteil hat.
In einigen Fällen lassen Zeugenaussagen darauf schließen, dass der Tod von Menschen nicht nur in Kauf genommen, sondern Hilfeleistung gezielt unterlassen oder sogar verhindert wurde. Es mehren sich auch die Berichte über menschenrechtlich untragbare Push-Back-Operationen, bei denen Flüchtlinge in hochriskanten Manövern und ohne ihnen die Chance zu gewähren, einen Asylantrag zu stellen, zurückgedrängt werden.
Auch auf Flüchtlinge, die es nach Europa geschafft haben, warten oftmals massive Schikanen, unfaire Verfahren und eine unmenschliche Behandlung. Durch die Dublin-Verordnung sind Hin- und Herschiebungen von Flüchtlingen zur gängigen Praxis geworden. Die mangelhafte Harmonisierung der europäischen Asylpolitik führt zudem dazu, dass Flüchtlinge in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten unterschiedliche Mindeststandards zu erwarten haben. Es steht ihnen nicht frei, ihren Aufenthaltsort selbst zu wählen. Flüchtlinge, die trotzdem versuchen selbständig weiter ins Innere Europas vorzudringen, riskieren Rückschiebung, Internierung und auch polizeiliche Willkür.
Wir, ein breites Bündnis von NGOs aus verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten, fordern, dass Sie, das Europäische Parlament, die Europäische Kommission und der Europäische Rat für Justiz und Inneres jetzt Maßnahmen zur Rettung von Menschenleben und zur Schaffung eines menschenwürdigen und solidarischen Asylsystems setzen.
- Wir fordern die Schaffung legaler Fluchtwege nach Europa: Flüchtlinge sollen nicht mehr ihr Leben riskieren müssen, um nach Europa zu kommen und sie sollen, wenn sie in Europa um Asyl ansuchen, auch nicht länger kriminalisiert werden.
- Wir fordern, dass die Rettung von Menschenleben zur obersten Priorität von Grenzschutzeinrichtungen der EU und der Mitgliedsstaaten wird: Das Massensterben von Flüchtlingen darf nicht durch Grenzschutz legitimiert oder tatenlos hingenommen werden. Flüchtlinge sind keine Feinde, die es abzuwehren gilt, sondern Menschen, die Schutz und Lebensperspektiven suchen. Grenzschutzeinrichtungen haben Menschenleben zu schützen und die Rechte der Betroffenen zu wahren.
- Wir fordern ein Asylsystem, das auf Solidarität und einheitlichen Mindeststandards beruht: Flüchtlingen soll in allen Mitgliedsstaaten eine menschenwürdige Behandlung und faire Verfahren garantiert werden. Ausgleichszahlungen für Länder, die gemäß ihrer Größe, Wirtschaftskraft und sozialen Situation überproportional viele Flüchtlinge aufnehmen, können unterstützend bei der Umsetzung von Mindeststandards wirken.
- Wir fordern die Wahlfreiheit von Asylsuchenden, in welchem europäischen Land sie ihren Asylerstantrag stellen wollen: Das Hin- und Herschieben von Menschen quer durch Europa muss gestoppt werden. Menschen sollen dort leben können, wo sie Anknüpfungspunkte haben und nicht dort, wo sie zuerst gestrandet sind.
Wir, die unterzeichnenden Organisationen erwarten von Ihnen, dass Sie alles tun, um Menschenleben zu schützen, die Menschenwürde zu achten und Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Bisher wurde diesen Grundsätzen nicht entsprochen.
Angesichts des Todes so vieler Menschen ist es längst fünf nach zwölf.
Mit freundlichen Grüßen,
SOS Mitmensch
Zollergasse 15
1070 Wien – Österreich
Tel +43 1 24 99 00 - Fax +43 1 524 99 00 9
Alpine Peace Crossing – APC Verein für Flüchtlingshilfe
Oberkrimml 37
5743 Krimml – Österreich
Tel +43 65 64 723 90
Asyl in Not
Währinger Straße 59/2/1
1090 Wien – Österreich
Tel +43 1 408 42 10 - Fax +43 1 405 28 88
Integrationshaus
Engerthstraße 163
1020 Wien – Österreich
Tel +43 1 212 35 20 – Fax +43 1 212 35 20 30
http://www.integrationshaus.at
Liga für Menschenrechte
Schönbrunner Straße 61/1
1050 Wien – Österreich
Tel +43 1 523 63 17
[email protected]www.liga.or.at
Association Européenne pour la défense des Droits de l’Homme – AEDH
Rue de la Caserne, 33
1000 Brüssel – Belgien
Tel +32 25 11 21 00 - Fax +32 25 11 32 00
KISA Equality, Support, Antiracism – Migrant and Refugee Center
48, Arsenoes Street
1010 Nicosia – Zypern
Tel +35 7 22 87 81 81 - Fax +35 7 22 77 30 39
Český helsinský výbor / Czech Helsinki Committee
Štefánikova 21
15000 Prag 5 – Tschechische Republik
Tel +420 2 57 22 11 42
Dansk Flygtninge Hjælp / Danish Refugee Council
Borgergade 10, 3rd floor
1300 Kopenhagen – Dänemark
Tel +45 33 73 50 00
Documentation and Advisory Center on Racial Discrimination – DACoRD
Medborgerhuset, Nørre Allé 7, 2.sal
2200 Kopenhagen – Dänemark
Tel +45 35 36 38 50
Indvandrerrådgivningen / Danish Immigrant Counselling – DIC
Vesterbrogade 14-butikken
8000 Aarhus – Dänemark
Tel +45 88 70 98 98 +45 26 22 36 11 - Fax +45 88 70 78 70
www.Indvandrerraadgivningen.dk
Refugees Welcome
Dronningensgade 14
1420 Kopenhagen – Dänemark
Tel +45 50 55 80 11
SOS mod Racisme
Noerre Allé 7
2200 Kopenhagen – Dänemark
Tel +45 42 33 19 69
Eesti Pagulasabi / Estonian Refugee Council
Vallikraavi 19
51003 Tartu – Estland
Tel +372 517 43 34
Inimõiguiste Keskus / Estonian Human Rights Centre
Tartu mnt 63 (entrance B, 4th floor)
10115 Tallinn – Estland
Tel +372 644 51 48 - Fax +372 646 51 48
Coordination contre le Racisme et l'Islamophobie – C.R.I.32 Boulevard des Provinces69110 Sainte Foy les Lyon – Frankreich
Tel +33 6 18 79 76 61
Fédération des Tunisiens pour une Citoyenneté des Deux Rives
23 Rue du Maroc
75019 Paris – Frankreich
Tel +33 1 40 34 18 15 - Fax +33 1 40 34 18 15
Parcours d'Exil
12, rue de la Fontaine au Roi
75011 Paris – Frankreich
Tel +33 1 45 33 31 74
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Heinrich-Albertz-Haus
Blücherstr. 62/63
10961 Berlin – Deutschland
Tel +49 30 263 09 0
Migrationsrat Berlin & Brandenburg
Oranienstr. 34
10999 Berlin – Deutschland
Tel +49 30 61 65 87 55 - Fax +49 30 61 65 87 56
Nürnberger Menschenrechtszentrum e.V. – NMRZ
Hans-Sachs-Platz 2
90403 Nürnberg – Deutschland
Tel +49 911 230 55 50
Fax +49 911 37 85 17 78
Stiftung :do
Amandastrasse 60
20357 Hamburg – Deutschland
Tel +49 40 80 60 92 14 - Fax +49 40 80 60 92 15
Antigone – Information and Documentation Centre on racism, ecology, peace and non violence
29A Ptolemaion
54630 Thessaloniki – Griechenland
Tel +30 23 10 28 56 88 - Fax +30 23 10 22 25 03
Κάριτας Ελλάς / Caritas Hellas
52, Kapoudistriou Street
10432 Athen – Griechenland
Tel +30 21 05 24 78 79 - Fax +30 21 05 24 79 90
Fondazione Migrantes
Via Aurelia 796
00165 Rom – Italien
Tel +39 6 661 79 01 - Fax +39 6 66 17 90 71
Unione forense per la tutela dei diritti umani
Via Emilio de’ Cavalieri 11
00198 Rom – Italien
Tel +39 6 841 29 40 - Fax +39 6 84 08 51 70
Latvijas Cilvēktiesību komiteja / Latvian Human Rights Committee (FIDH)
Dzirnavu Street 102a-4
1050 Riga – Lettland
Tel +371 67 28 56 33
Lietuvos Raudonojo Kryžiaus Draugija / Lithuanian Red Cross
A Juozapavičiaus g. 10A
09311 Vilnius – Litauen
Tel +370 52 62 80 37 - Fax +370 52 61 99 23
Caritas Luxembourg
29, rue Michel Welter
2730 Luxemburg – Luxemburg
Tel +352 40 21 31 1
Comité de Liaison des Associations D'Étrangers – CLAE
26, rue de Gasperich
1617 Luxemburg – Luxemburg
Tel +352 29 86 86 1 - Fax +352 29 86 01
Slovenska filantropija / Slovene Philantropy
Poljanska cesta 12
1000 Ljubljana – Slovenien
Tel +386 14 30 12 88 - Fax +386 14 30 12 89
Asociación Pro Derechos Humanos de Andalucía – APDHA
Calle Blanco White nº 5 Acc.
41018 Sevilla – Spanien
Tel +34 954 53 62 70
Flyktinggruppernas Riksråd - FARR / Swedish Network of Asylum and Refugee Support Groups – FARR
Box 391
10127 Stockholm – Schweden
Tel +46 8 710 02 45
Immigrant-institutet
Södra Allégatan 1B
41301 Göteborg – Schweden
Tel +46 739 35 50 05
Kent Refugee Help – KRH
PO Box 192, Whitstable
CT5 1WA Kent – Großbritannien
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