Bernhard Damoser: Etwas tun, wofür man brennt.
Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Bernhard Damoser
Akademischer Anfang
Begonnen hat das ehrenamtliche Engagement Bernhard Damosers akademisch mit seinem Studium der Sozialarbeit, das er mit einer Masterarbeit über LGBT Flüchtlinge in Österreich abschloss. Damit war es für ihn eine Selbstverständlichkeit sich auch direkt für lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Geflüchtete einzusetzen, was er nun seit 2015 bei der HOSI (d.i. die Homosexuellen Initiative) in Salzburg tut.
Triftige Fluchtgründe
„Bei der HOSI beraten wir die Angekommenen zu Fragen ihrer konkreten Situation in Österreich, was die Leidensstruktur betrifft und auch, wenn es um Probleme wie den Verlust des Partners geht. Wir begleiten und unterstützen bei den Vorbereitungen für die Asyl-Interviews, besonders schwierig ist, da viele Geflüchtete nicht wissen, dass Homosexualität und Transsexualität triftige Fluchtgründe sind und es bei ihren Erstgesprächen gar nicht angeben“ erzählt Bernhard Damoser.
„Dieses Unwissen erschwert die Asyl-Interviews erheblich“, betont Damoser, „vor allem auch für jene Menschen, die gar nicht geoutet sind.“ Er weist auch darauf hin, dass dies für den Großteil der Geflüchteten mit LGBT-Hintergrund zutrifft.
Sicherheit ermöglichen
„Für mich war es wichtig, dass wir, wie die Queer Base in Wien, Wohnraum zur Verfügung stellen, gibt es doch unter den schwulen Asylsuchenden doch immer wieder, gerade für die sehr femininen Männer, Erfahrungen sexueller Gewalt.“ Entsprechende Therapieplätze für die Betroffenen aus dem Irak, dem Iran, Afghanistan, Somalia, Syrien, Äthiopien und Kamerun sind in Salzburg leider Mangelware, bedauert Damoser. Derzeit stellt die HOSI Salzburg Wohnraum für 12 Männer zur Verfügung der vom Verein Jugend am Werk betrieben wird, erzählt Bernhard Damoser, womit der derzeitige Bedarf auch gedeckt ist.
Mehr Unterstützung ermöglichen
Dennoch gibt es konkrete Pläne den Wohnraum für 16 Männer aufzustocken. „Es kommen nur wenige Frauen und Trans*Personen mit Fluchthintergrund in der Beratung bzw. in der Unterbringung - sind aber grundsätzlich natürlich für diese Personen offen und freuen uns darüber, wenn sie die entsprechenden Angebote wahrnehmen.“
Sichtweise auf eigene Gesellschaft überprüfen
Für den 32-jährigen hat sich durch das Engagement auch die Sichtweise auch auf die eigene Gesellschaft verändert. „Für mich ergeben sich durch die ehrenamtliche Arbeit jede Menge neuer Perspektiven und sensibilisiert durch die Schicksale der Geflüchteten stell ich mir schon immer wieder die Frage, wie schützenswert eine freie, offene Gesellschaft ist.“
Bernhard Damosers Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Grundlegend ist schon, dass das Engagement sinnstiftend sein muss. Nur dann hat man selbst was davon und auch das Gegenüber. Dem eigenen Helferkomplex nachzugeben sehe ich nicht als zielführend an. Wenn man was tun will, soll man sich genau überlegen was, am besten wäre etwas, wofür man brennt. Wenn ich sehe, wie ich dazu beitragen kann, dass jemand in unserer Gesellschaft Fuß fasst, freue ich mich ungemein. Denn ich hab etwas in unserer Gesellschaft bewegt.“
Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden sie hier.
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