
Christian Salmhofer: „Aufgeben geht nicht, man muss jeden Tag etwas tun.“
Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Christian Salmhofer
Gegen Ungerechtigkeiten auftreten
In der steirischen Provinz aufgewachsen, war Christian Salmhofer schon früh klar, dass er sich für ausgegrenzte Menschen einsetzen musste. Durch die Partnerschaft mit seiner aus Kirgistan stammenden Ehefrau, sah er sich selbst mit gesellschaftlichen und gesetzlichen Hürden konfrontiert. Durch diese persönliche Erfahrung wurde sein bis dahin theoretischer Zugang praktisch untermauert, sich aktiv gegen Formen von Ungerechtigkeit zu engagieren. „Dabei gegen jene aufzutreten, die über die Stammtisch-Hoheit verfügen, ist mitunter das Schwerste“, so Salmhofer.
Realitäten selbst schaffen
Der zweifache Familienvater bringt Menschen zusammen, das tut er nicht nur in Krumpendorf, wo er heute lebt, sondern er vernetzt vielmehr verschiedene Initiativen in ganz Kärnten. „Es bringt nix, wenn man sitzt und wartet, dass etwas passiert, man muss in Bewegung bleiben und Realitäten selbst schaffen.“ In Krumpendorf selbst kümmert sich Salmhofer gerade in den Sommermonaten um Veranstaltungen in der Waldarena, bei denen alles kostenlos ist und nur mit Spenden Erlöse geschaffen werden. So können insbesondere Asylsuchende immer dabei sein.
Berührungsängsten begegnen
„Im Sommer 2016 haben wir 40 Veranstaltungen auf die Beine gestellt“, erzählt Salmhofer. „Dinge zusammenbringen, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen, gehört für mich dazu“, erzählt der 54-jährige. Um Berührungsängsten zu begegnen, organisiert Salmhofer ein Begegnungscafé, das in unmittelbarer Nähe zum Biobauernmarkt in Krumpendorf stattfindet. Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft im Ort kochen für dieses Begegnungscafé. „Auch wenn unser Ort einen guten Ruf genießt was das allgemeine Engagement für Geflüchtete betrifft, wir haben wie in anderen österreichischen Gemeinden noch sehr viel zu tun.“
Klimawissen
Beruflich ist Salmhofer Klimaexperte und bringt dieses Wissen aktiv in sein Engagement mit Geflüchteten ein. Da es etwa österreichweit in vielen Flüchtlingsunterkünften Schwierigkeiten mit den Energiekosten gibt, hat er damit begonnen Energiesparkurse für Asylsuchende aus Syrien oder Afghanistan abzuhalten. Diese können anschließend als Fachleute in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften ihr Wissen teilen und so für Verbesserungen bei Energiefragen sorgen. „Wir machen das ganz nach dem Train-The-Trainer-Prinzip“, erzählt er.
"Aufgeben geht nicht"
Tatenlos in Frustration zu verharren und die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind, ist für Salmhofer keine Lösung. „Aufgeben geht nicht, man muss jeden Tag etwas tun. Man sieht ja wie sich unsere Welt verändert. Sich zu engagieren ist das beste Antidepressiva.“
Christian Salmhofers Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Ich kann nur eines dazu sagen: Wenn du ein Mensch werden willst, musst du es tun, alles andere ist ein selbstgebautes Gefängnis.“
Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden sie hier.
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