Demokratie ist kein Kopfbahnhof
Seit vielen Jahren unterstützen Künstlerinnen und Künstler die Menschenrechtsarbeit von SOS Mitmensch, indem sie Werke für die jährliche Benefizauktion zur Verfügung stellen. Wir wollten wissen warum und welche Erwartung sie an die neue Regierung haben. Ein Beitrag im neuen MO-Magazin für Menschenrechte. Redaktion: Magdalena Stern
Veronika Dirnhofer
*Ich bedanke mich sehr herzlich bei den engagierten Menschen von SOS Mitmensch für deren essentielle Arbeit für eine gute Gesellschaft. Menschenrechte sind nicht verhandelbar - SOS Mitmensch zeigt auf und setzt sich für deren Legimität ein; nach Hannah Arendt: Jeder Mensch hat (überall) das Recht, Rechte zu haben.
*ich erwarte mir von der kommenden Regierung, dass sie neben der notwendige Klimapolitik unsere Gesellschaft als eine solidarische Gesellschaft begreift und auch so handelt. Wir sind anders, wir Menschen hier wollen würdevoll miteinander umgehen.
Werner Reiterer
*Demokratie ist kein Kopfbahnhof, wo man ankommt und dann nichts mehr zu tun bleibt. Vielmehr ist sie eine gesellschaftspolitische Errungenschaft, quasi eine Baustelle, auf der ständig Korrekturen und Nachjustierungen von Nöten sind. SOS Mitmensch ist – um in diesem Bild zu bleiben – eine Emergency-Bautruppe, die dort Hand anlegt, wo die offiziell ausführende Baufirma – die Politik – schlechte Arbeit macht, säumig ist, oder Schaden anrichtet. Baut die Politik immer mehr ausschließlich mit dem Werkstoff Gewinnmaximierung und Profit, verwendet SOS Mitmensch ein Material, welches als sozialer Klebstoff in einer funktionierenden Gesellschaft unabdingbar ist: Empathie! Das ist unterstützenswert!
*Seit Beginn des 21. Jhdt. sind die drängendsten Probleme der Menschheit z.B. Globalisierung und Erderwärmung. Wir werden diese nur meistern, wenn die Politik beginnt global zu denken und ihre nationalstaatliche Ausrichtung abschüttelt. Ich wünsche mir weltoffene PolitikerInnen, die diese dicken Bretter mit Sachverstand zu bohren beginnen, anstatt die Bevölkerung mit kleinkarierten, populistischen Scheinlösungen hinters Licht zu führen. Und ich wünsche mir eine Bevölkerung, die im Stande ist, ehrliche, qualitätsvolle Politik von kurzsichtiger und dummer zu unterscheiden. Das klingt alles etwas utopisch, aber wünschen kann man es sich ja...
Otto Zitko
*Weil ich die Einhaltung von Menschenrechten für unabdingbar halte und daher das Engagement von SOS Mitmensch in dieser Hinsicht sehr schätze.
Edgar Honetschläger
*Menschen versuchen anderen Menschen Gutes zu tun. Die Frage stellt sich, wie man das nicht unterstützen kann.
*Dinge die es, egal welche Regierungskonstellation, nicht spielen wird: Radikales, sofortiges Umdenken in Bezug auf Konsum und Verbrauch. Ende der Verbrennungsmotoren. Mobilitätseinschränkung. Ende der Totalverbauung (in Österreich 20 - 30 Fußballfelder pro Tag!). Ende der Pestizid-Landwirtschaft. Fokussetzung auf „Change now“, um die Erde zu retten. Erkennen und reagieren auf das fatale Problem der ungleichen Verteilung. Schreiende Ungerechtigkeit wird am Schluss niemandem geholfen haben, auch nicht jenen, die etwas haben und nicht teilen wollen. Wieso sollte Österreich dafür nicht beispielgebend sein?
Alessandro Painsi
*Wenn man das Glück hat (das ist kein Privileg) in einem Land wie Österreich oder Dänemark zu leben, dann hat man einfach die Verpflichtung, anderen Menschen zu helfen. Leider gibt es noch zu viel Ungerechtigkeit, Armut, Anti-Feminismus, Hunger, Faschismus etc. auf dieser Welt, das kann man nicht ignorieren. Ob Künstler, Professor, Elektriker oder Anwalt, man hat die Verantwortung, für die Schwächeren aufzustehen. Mit der Kunstauktion von SOS Mitmensch habe ich die Möglichkeit, die Welt ein bisschen besser zu machen und etwas zurückzugeben. Jeder Mensch hat eine faire Chance verdient.
*Da mein Hauptwohnsitz seit 2013 in Dänemark ist, ich jedoch ganz tief verbunden mit Österreich bin, bezieht sich mein Statement nicht direkt auf Österreich, sondern generell auf Regierungen und Politik. Ich erwarte mir eine viel höhere Transparenz zwischen Politik und dem Volk und eine faire Demokratie, die nicht auf Betrug und Lügen aufgebaut ist, sondern den Menschen wirklich helfen kann.
Uli Aigner
*Weil ich so der politischen Arbeit von SOS Mitmensch meinen persönlichen Respekt zeigen kann und weil ich die hohe Qualität der Veranstaltung und des Katalogs schätze. Und weil es mir besser geht, wenn ich mithelfen kann, damit Menschen ihre schiere Existenz bewältigen können.
*Dass der Chauvinismus abnimmt. Dass diese Regierung es versteht, zu kooperieren, gerade weil sie verschiedene Meinungen hat. Dass sie den ÖsterreicherInnen zeigt, dass es kein Problem, sondern eine Chance ist, wenn man nicht derselben Meinung ist. Und dass die eigene Haltung im Umgang mit „den Anderen“ nicht in Gefahr ist, wenn man einfach zuhören und verstehen lernt. Ich möchte bitte im ORF sehen können, dass es viel intelligenter ist, andere Meinungen zu respektieren, um so im diversen Alltag der gesamten Bevölkerung einen gewaltfreieren Umgang zu finden. Ich erwarte mir NICHT mehr mit PolitikerInnen konfrontiert zu werden, die durch menschenverachtenden Chauvinismus tagtäglich mediale und tatsächliche Gewalt zu verantworten haben.
Katrin Plavčak
*Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist über 70 Jahre alt und trotzdem sind die Menschenrechte noch immer keine Selbstverständlichkeit. Wie die Demokratie und die erkämpften Rechte der Emanzipation müssen sie immer wieder verteidigt werden.
*Ich erwarte mir die Verteidigung dieser Menschenrechte für alle Menschen, gleich welcher Herkunft. Ohne Zuwanderung würde sich die Bevölkerung Europas stark reduzieren und der Generationenvertrag nicht mehr funktionieren, weil zu wenige Erwerbstätige in die Pensionskassen einzahlen würden. Da der Generationenvertrag auch in die andere Richtung gilt, dürfen junge Zugewanderte nicht ihrer Chance auf Bleiberecht und Bildung beraubt werden. Ich hoffe, dass die Grünen, neben Umwelt- und Klimaschutz auch für eine menschliche Politik der Integration und Solidarität mit den Menschen eintreten, die um ihr Überleben und das ihrer Familien kämpfen.
Unsere Herkunft ist dieser Planet, unser „Spaceship Earth“, wie es Buckminster Fuller genannt hat, auf dem wir als Schicksalsgemeinschaft zusammenleben und für den wir Sorge zu tragen haben. Deswegen lassen sich Klimaschutz und Menschenrechte auch nicht auseinanderdividieren, das eine schließt das andere mit ein. Eine andere Haltung zu diesem Thema ist anachronistisch, denn Klimawandel und Migrationsströme machen vor Nationalgrenzen sicher nicht halt.
Es geht um ein Miteinander, dass uns alle stärkt. Dafür setzt sich SOS Mitmensch ein.
Ronald Kodritsch
*Themen wie Demokratie, Gleichberechtigung oder soziale Gerechtigkeit sind leider auch in Österreich keine Selbstverständlichkeit. In Zeiten, in denen die linken Parteien nach Richtung Mitte tendieren und die Mitte sich nach rechts bewegt, ist es umso wichtiger, dass ich ein eindeutiges Zeichen setze. Als Künstler kann ich das durch die regelmäßige Spende einer Arbeit an SOS Mitmensch tun und ihre wertvolle Arbeit so unterstützen. Ich danke SOS Mitmensch für den Einsatz.
*Ich finde es prinzipiell gut, dass die Grünen Teil der Regierung sind. Sollte die Regierung aber scheitern, wird es sicher nicht an den Grünen liegen und wer dann die nächste Wahl gewinnt, liegt auf der Hand: der Mann mit der Bankräubermaske.
Ruth Anderwald + Leonhard Grond
*Vor dem historischen Hintergrund des Nazi-Regimes und dessen Missachtung der Menschenrechte übernehmen wir als österreichische Bürger*innen besondere Verantwortung. Immer wieder fragen wir uns auch als Künstler*innen, was unsere gesellschaftspolitische Verantwortung ist, und welche Ausdrucksformen diese annehmen kann. Heuer starteten wir daher das interdisziplinäre Kunstprojekt „Art Works! European Culture of Resistance und Liberation“, in dem sich junge Menschen mit Widerstand gegen Faschismus in Europa und der Befreiung davon aus künstlerischer und historisch-politischer Perspektive auseinandersetzen. Ist Kunst ein probates Mittel gesellschaftspolitischen Widerstand zu leisten und für Menschenrechte einzutreten? Der Verkauf von Kunstwerken, um die Arbeit einer Menschenrechtsorganisation zu ermöglichen, ist sicher nur eine von vielen Möglichkeiten, die Künstler*innen haben. SOS Mitmensch zeigt nicht nur gelebte Zivilcourage, sondern reagiert schnell und flexibel auf Missstände und leistet damit wichtige Arbeit.
*Ein Bekenntnis zu Pluralismus und Demokratie. Die Verteidigung und Durchsetzung der Menschenrechte. Klimaschutz und Klimagerechtigkeit durchzusetzen. Die Aufwertung des Rechts auf persönlichen Daten als Teil der Menschenrechte. Keine Sicherungshaft. Die Unterstützung einer unabhängigen Justiz und unabhängiger Rechtsberatung. Die Unterstützung einer freien, diversen Medienlandschaft.
VALIE EXPORT.
*Ich habe jedes Mal sehr gerne Kunstwerke von mir für SOS Mitmensch zu Auktionen zur Verfügung gestellt. Es ist ein besonders wichtiges Vorhaben unsere Mitmenschen, die in Not geraten sind, zu unterstützen. Ich danke dem Verein für seinen Einsatz!
20. Jubiläums-Kunstauktion zugunsten der Menschenrechtsarbeit von SOS Mitmensch
21. April 2020, 19 Uhr, Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien
Kontakt und Katalog: [email protected]
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