Meine Zukunft in Österreich - Dalaa: "Ich habe eine Zukunft"
Der Krieg zwang Dalaa und ihre Familie 2016 dazu, aus Syrien zu flüchten und ihre Freunde zu verlassen. Heute lebt die 17-Jährige in ihrer Lieblingsstadt Graz, besucht die HLW Schrödinger und schätzt die vielen Möglichkeiten, die sie in Österreich hat.
Redaktion: Marlene Radl, Foto: Lena Prehal
„Die Schule in Österreich ist so komplett anders als in Syrien. Wenn ich hier in der Schule bin, fühle ich mich wie Zuhause. Hier kann man bequem die Hausschuhe anziehen, die Jacke ausziehen, es gibt eine Heizung, es ist nicht kalt. In Damaskus hat das alles nicht so funktioniert. Wahrscheinlich wegen Geldproblemen und natürlich wegen dem Krieg.
Ich musste immer die normalen Straßenschuhe anhaben und gegen Ende musste ich auch in der Klasse immer mit Winterjacke sitzen, weil es so schrecklich kalt war. Zehn Stunden Unterricht in Straßenschuhen und Jacke – ich glaube, das würde ich jetzt nicht mehr aushalten.
Alte und neue Freunde
Das Wichtigste beim Ankommen in Österreich war es für mich, Freunde zu finden. Erst als ich 2017 mit meiner Familie nach Graz gezogen bin, lernte ich so richtig Deutsch. Auf einmal ging es schnell. Ich kam in eine neue Schule mit einer super Lehrerin und fand viele Freundinnen, die mich unterstützten. Das sind nicht alles Österreicher, obwohl sie hier geboren sind, aber sie sprechen perfekt Deutsch.
Mit meinen Freunden in Syrien habe ich auch noch immer viel Kontakt. Ich wünsche mir sehr, dass es ihnen gut geht, weil ich die meisten seit meiner Kindheit gut kenne. Der Abschied von ihnen war schwer. Aber der Wunsch aus Syrien wegzukommen, war stärker. Ich wollte nicht mehr im Krieg leben, sondern einfach nur weg – egal wohin. In Damaskus hatten wir selten Strom und Wasser in unserer Wohnung. Das war jeden Tag ein Hin-und-Her, plötzlich war der Strom weg.
Bauchkribbeln im Flugzeug
Während dem Krieg war es kompliziert zur Schule zu gehen, aber wir mussten weiterleben, weil wir ja nicht gewusst haben, ob und wann wir nach Europa kommen. Irgendwann war klar: Wir können im Rahmen eines Familiennachzugs meinem Vater nach Österreich folgen. Also sind wir mit dem Auto in den Libanon und von dort mit dem Flugzeug nach Wien. Es war das erste Mal, dass ich geflogen bin und ich war so schrecklich aufgeregt. Zugleich war ich im Flugzeug aber auch überglücklich.
Meine gleichaltrigen Freundinnen und Freunde in Syrien sind jetzt in der Maturaklasse. Ich bin in der ersten Oberstufe und mache erst in vier Jahren meine Matura. Aber das ist okay. Heute weiß ich, ich werde eine gute Ausbildung machen und ich weiß auch, ich habe eine Zukunft und viele Möglichkeiten hier in Österreich.“
In der neunteiligen Porträtreihe "Meine Zukunft in Österreich" holt SOS Mitmensch junge Frauen, die nach Österreich flüchten mussten, vor den Vorhang. Ihre Geschichten geben Einblick in die Herausforderungen, die sie meistern müssen und verraten, was ihnen beim Ankommen in einem neuen Land geholfen hat. Damit will SOS Mitmensch die Perspektiven geflüchteter Mädchen und junger Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung stärken. Infos und Kontakte zur freiwilligen Geflüchtetenhilfe finden Sie hier.
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