Meine Zukunft in Österreich - Fereshteh: "Ich will meine Angst in Mut verwandeln"
Vor 30 Jahren zwang der Krieg Fereshtehs Eltern zur Flucht aus Afghanistan in den Iran. Jahre später musste die Familie erneut flüchten und kam 2015 nach Österreich. Zum langersehnten Ankommen fehlt Fereshteh, die heute 20 Jahre alt ist, der positive Asylbescheid.
Redaktion: Marlene Radl, Foto: Simone Jeitler
„Das Wort Ankommen erinnert mich an das, was ich alles erlebt habe, und auch an das, was ich niemals wieder erleben will. Ich kam am 17. Mai 2015 mit meiner Mutter in Österreich an. Ich weiß genau, was das für ein Tag war, denn er war für mich wichtig und traurig zugleich. Traurig, weil ich einen Tag und eine Nacht lang ins Gefängnis musste, obwohl ich erst 14 Jahre alt war. Ich dachte an meinen Bruder und meine Oma, die mit uns aus dem Iran aufgebrochen sind, aber in Bulgarien festgenommen und zurück in die Türkei geschickt worden waren.
Suche nach dem blauen Himmel
In unserer Familie sagt man, dort, wo man hingeht, wird der Himmel immer wieder blau. Dass soll heißen, dass es überall auch Gutes und Schönes gibt. Daran glaube ich. Es gibt immer nette Menschen, die einander helfen. Hier in Österreich sowie auch im Iran. Menschen, die verstehen, dass wir Asylsuchenden nichts dafür können, wenn andere Menschen Fehler machen. Die uns unterstützen, weil wir seit fünf Jahren in Österreich leben und noch immer nicht wissen, ob wir bleiben dürfen oder ob wir wieder dort hinkommen, wo alles angefangen hat. Davor habe ich heute Angst.
Stolz eine Frau zu sein
Früher hatte ich auch Angst, weil ich eine Frau bin. Es hat mich gestört, dass ich weniger Rechte hatte und vieles nicht durfte. Ich wusste, als Junge bekomme ich einen besseren Job und habe mehr Freiheiten, so wie meine Brüder. Hier in Österreich hat sich das geändert, ich bin jetzt stolz darauf, eine Frau zu sein, und weiß, dass ich hier eine gute Ausbildung machen kann. Hier sind Mädchen und Jungs in der Schule nicht getrennt. Sie können normal miteinander reden, gemeinsam lernen und die gleichen Berufe ausüben. Am liebsten würde ich später einmal im Krankenhaus, genauer gesagt im OP-Saal, arbeiten. Das fasziniert mich.
Dafür will ich meine Angst in Mut verwandeln. Ich möchte mutig sein und darüber sprechen, was mich bewegt. Ich möchte mich als muslimische Frau für die Frauenrechte für uns Muslimas einsetzen. Ich möchte mich ehrenamtlich engagieren und anderen Menschen helfen. Und ich möchte noch besser Skifahren lernen, denn ich liebe den Schnee und die wunderschönen Berge. Von ganzem Herzen wünsche ich mir einen positiven Asylbescheid, um in Österreich bleiben zu können. Denn ich weiß, dass ich hier die Möglichkeit habe, meine Ziele und Wünsche zu erreichen.“
In der neunteiligen Porträtreihe "Meine Zukunft in Österreich" holt SOS Mitmensch junge Frauen, die nach Österreich flüchten mussten, vor den Vorhang. Ihre Geschichten geben Einblick in die Herausforderungen, die sie meistern müssen und verraten, was ihnen beim Ankommen in einem neuen Land geholfen hat. Damit will SOS Mitmensch die Perspektiven geflüchteter Mädchen und junger Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung stärken. Infos und Kontakte zur freiwilligen Geflüchtetenhilfe finden Sie hier.
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