Imad Khchifati: „Ich hab das Gefühl, dass ich angekommen bin."
Wer sind die Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind und sich hier ein neues Leben fernab von Krieg und Verfolgung aufbauen? Immer mehr von ihnen schaffen es, hier Fuß zu fassen. Viele haben inzwischen einen Job gefunden. Um ihnen eine Stimme und ein Gesicht zu geben, haben wir Gespräche mit Geflüchteten geführt. Wir stellen sie in der Reihe „Ich lebe und arbeite in Österreich“ vor. Heute: Imad Khchifati, 26 Jahre, syrischer Pass.
„Im April 2016, also nach einem halben Jahr in Österreich, habe ich Asyl bekommen“, erzählt Imad Khchifati. Er wurde nicht, wie viele andere Geflüchtete, die 2015 hier angekommen sind, quer durch Österreich in den verschiedensten Asylunterkünften weitegereicht, sondern hatte das Glück, in Wien bleiben zu können. Nach einigen innerstädtischen Stationen lernte er im Otto-Wagner-Spital einen gebürtigen Amerikaner, der in Wien wohnt und arbeitet, kennen, der ihn bei sich privat aufnahm. „Das war ein großes Glück“, sagt Imad Khchifati lächelnd.
Kam alleine nach Österreich
Ehe es dort für ihn wegen dem Krieg unmöglich geworden war, hatte Imad Khchifati drei Jahre lang in Damaskus studiert. Mit seiner Familie flüchtete er in die Türkei. Nach eineinhalb Jahren erhielt er ein Stipendium, um im türkischen Teil Zyperns weiter zu studieren. Nach Österreich kam er 2015, alleine. „Meine Eltern und meine Geschwister sind noch in der Türkei, ich hab auch noch Familie in Syrien“, erzählt er.
„Ich hatte vor meiner Reise aus der Türkei nach Europa zwei Ziele, entweder die Niederlande oder Österreich. Ich dachte mir, dass es besser wäre in ein kleineres Land zu gehen, wo die Chancen auf Sprachkurse und darauf, weiter zu studieren, größer wären, als in Deutschland, wo so viele Menschen hingegangen sind.“ Seit 10 Monaten arbeitet Imad Khchifati als Projektmitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik an der Technischen Universität Wien und beschäftigt sich dort mit Produktion, Fertigung und Automatisierung. „Ich hatte nur einen Bachelor in der Türkei gemacht und noch nicht so viel Ahnung von Maschinenbau und auch noch nicht so viel von Automatisierung.“
Fortsetzung des Studiums
Derzeit holt er notwendige Prüfungen nach und danach geht es ins Masterstudium: „Nicht nur weil ich an der Uni arbeite und es von dem her gut für mich ist, sondern weil ich eine höhere Ausbildung möchte. Das Studium unterscheidet sich nicht maßgeblich von dem in Zypern oder Syrien, die Sprache ist halt eine Herausforderung“, sagt Imad Khifati lächelnd, in fließendem Deutsch.
„Der Weg zu einer richtigen Arbeit war nicht einfach. Die meisten, die als Maschinenbauer arbeiten, haben einen Abschluss als Diplomingenieur oder einen Master, daher war es mit einem Bachelor-Abschluss, der nicht mal aus Europa stammt, sehr schwierig für mich, aber es hat dann doch geklappt. Dass ich bei „Refugees Code“, einer Initiative die Flüchtlingen programmieren beibringt, mitmachen konnte, war sicher von Vorteil.“ Als Imad das Codierungs-Training besuchte, steckte es in den Kinderschuhen, mittlerweile läuft die Ausbildung über 25 Wochenstunden über das AMS.
Teilnahme an der Gesellschaft
Er ist davon überzeugt, dass „Arbeit ist ein zentraler Teil des Lebens ist“ sagt er, „Ich kann durch Arbeit an der Gesellschaft und deren Entwicklung teilnehmen.“ Auf die Frage, was sein idealer Job wäre, antwortet er lächelnd: „Natürlich Maschinenbau, eine Mischung aus Praxis und Theorie.“ Er möchte weiter an der Uni arbeiten, das steht für den 26-Jährigen, der sich in seiner Freizeit gegen Antisemitismus unter Geflüchteten engagiert, außer Frage.
Bin angekommen
„Mir geht es hier gut in Österreich. Ich hab das Gefühl, dass ich angekommen bin. Für die Zukunft wünsch ich mir nur, dass es in Syrien Frieden gibt und etwas mehr Solidarität aus der österreichischen Gesellschaft für die Menschen, die hierher kommen.“
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