So wird die Schulschwänzdebatte manipuliert
Wie eine kleine, nichtrepräsentative, durchaus interessante Studie dazu missbraucht wird, um pauschale Urteile über „die Schulprobleme der MigrantInnen“ zu fällen und von den wahren Sozial- und Bildungsproblemen abzulenken.
Vergangene Woche wurde vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft eine kleine, nicht repräsentative Pilotstudie über den Bildungserfolg von „Menschen mit Migrationshintergrund“ präsentiert. Insgesamt wurden 34 SchülerInnen befragt, von denen gerade einmal 3 (!) erwähnten, dass sie in größerem Ausmaß Schule geschwänzt hätten.
Dennoch titelten zahlreiche Medien, dass „Schulschwänzen bei Migranten ein zentrales“ bzw. „das größte Schulproblem“ sei. Bildungsministerin Schmid kündigte daraufhin „als Ultima Ratio“ eine Verdopplung der Strafsätze für nachlässige Eltern an. Der Integrationsstaatssekretär erneuerte gar seine Forderung nach einer Versiebenfachung der Strafsätze.
Obwohl also keinerlei repräsentative Zahlen vorliegen, wird so getan, als wäre Schulschwänzen DAS zentrale Schulproblem. Darüber hinaus werden einmal mehr „Menschen mit Migrationshintergrund“ in den Mittelpunkt einer Problemdebatte gestellt.
In zynischer Weise werden von Teilen der Politik hohe Strafen für vorwiegend sozial schwache Eltern gefordert, während es in Wahrheit PolitikerInnen selbst sind, die durch Einzementierung der Schulfrühselektion Bildungsraub an Kindern begehen. Wie wäre es eigentlich, wenn die verantwortlichen PolitikerInnen für diesen Bildungsraub Strafe zahlen müssten?
OECD-Studien weisen seit Jahren darauf hin, dass Frühselektion dazu führt, dass sozial schwache Kinder eine gravierende Bildungsbenachteiligung erfahren. Österreich zählt zu den europäischen Ländern, in denen Kinder am frühesten in unterschiedliche Schulzweige getrennt werden. Das führt zu einem markanten Auseinanderdriften von Chancen. Eine einmal eingeschlagene Schullaufbahn zu durchbrechen, ist außerordentlich schwierig.
SOS Mitmensch fordert, dass endlich die wirklich grundlegenden Sozial- und Bildungsprobleme angegangen werden. Das Bildungsvolksbegehren darf nicht länger auf Eis liegen, sondern dessen Forderungen gehören zügig umgesetzt!