Tirol und Steiermark beteiligen sich an Informationsoffensive für Staatenlose
Die Bundeshauptstadt Wien hat Anfang des Jahres auf Anregung von SOS Mitmensch als erstes österreichisches Bundesland eine Webseite zur Information von Staatenlosen eingerichtet. Jetzt folgen Tirol und die Steiermark. Die Landesbehörden informieren auf ihren Webseiten über das kurze dreijährige Zeitfenster, das in Österreich geborenen Staatenlosen für eine erleichterte Einbürgerung zur Verfügung steht.
Informationslücke muss geschlossen werden
„Wir begrüßen es sehr, dass immer mehr Bundesländer die eklatante Informationslücke schließen, die es bislang für Staatenlose gab. Menschen ohne jegliche Staatsbürgerschaft gehören zu den vulnerabelsten Personengruppen in Österreich. Sie haben weniger Rechte und Möglichkeiten, und sie haben keinen Staat, der als Schutzmacht hinter ihnen steht“, erklärt SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.
Mehr als 20.000 Betroffene in Österreich
Laut aktuellen vorläufigen Zahlen der Statistik Austria lebten Anfang 2024 mehr als 20.000 Menschen in Österreich, die den Kategorien „staatenlos“ (4.773), „Staatsangehörigkeit unbekannt“ (804) oder „Staatsangehörigkeit ungeklärt“ (15.167) zugeordnet werden. Fast drei Viertel der betroffenen Personen sind in Österreich zur Welt gekommen.
Viele versäumen Frist
Hier geborene Staatenlose haben die Möglichkeit, bei Erreichen der Volljährigkeit für drei Jahre unter erleichterten Bedingungen die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Doch bislang seien Betroffene darüber nicht informiert worden, weshalb viele diese Frist versäumt hätten, berichtet SOS Mitmensch. Durch die von SOS Mitmensch angestoßenen Informationsoffensiven soll sich das jetzt ändern.
Aufruf an restliche sechs Bundesländer
SOS Mitmensch ruft Vorarlberg, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich und das Burgenland dazu auf, dem Beispiel von Wien, Tirol und der Steiermark zu folgen und sich ebenfalls an der Informationsoffensive für Staatenlose zu beteiligen.
Auch Bundespolitik muss handeln
„Dass zwei Drittel der von Staatenlosigkeit oder ungeklärter Staatsbürgerschaft Betroffenen hier geboren wurden, ist alarmierend. Für junge Menschen bedeutet Staatenlosigkeit Unsicherheit und Benachteiligung von Geburt an. Dabei gäbe es eine einfache Lösung, um den Großteil dieser Fälle zu verhindern“, kritisiert Pollak die Säumigkeit der österreichischen Bundespolitik. SOS Mitmensch fordert, dass alle in Österreich geborenen Kinder, deren Eltern schon Jahre hier leben, gemäß dem Beispiel Deutschlands, per Geburt die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten sollen.
--> Unsere Forderungen für einen fairen Zugang zur Staatsbürgerschaft
--> Liste unabhängiger Beratungsstellen zum Staatsbürgerschaftserwerb
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