
88-jährige Holocaust-Überlebende Helga Feldner ist fassungslos
Helga Feldner ist fassungslos. Dass deutschnationale, schlagende Burschenschafter drauf und dran sind in die österreichische Regierung zu kommen, macht die 88-jährige tief betroffen. Feldner gehört zu den letzten Überlebenden des Holocaust, die von ihrer Geschichte noch Zeugnis ablegen können. In einer kurzen Videobotschaft sagt Feldner, was sie in diesen Tagen bewegt.
Warnung vor Nationalismus und Ausgrenzung
In ihrer Videobotschaft berichtet Helga Feldner von der Wiederkehr von Ausgrenzungsrhetorik: „Mit dem Nationalismus, mit der Ausgrenzung hat es damals angefangen. Nur waren damals die Juden, die Roma, die Homosexuellen, die Zeugen Jehovas im Fokus, und jetzt sind es unter Anführungszeichen ‚die Ausländer‘.“ Für Feldner ist klar, dass man eigentlich den Anfängen wehren sollte, doch viele junge Menschen hätten keine Kenntnisse über die Geschichte und würden sich von Schlagworten beeindrucken lassen, so die Holocaust-Überlebende.
Menschen Respekt entgegenbringen
Feldner betont, dass es wichtig sei, dem einzelnen Menschen Respekt entgegenzubringen. Das geschehe heute zu wenig. „Bevor man einen Menschen ablehnt, muss man ihn und seine Motive kennen. Das vorschnelle Ablehnen stört mich ungemein, ganz abgesehen von der Nazivergangenheit und den Burschenschaftlern in der Politik“, so die 88-jährige, die sich auch nicht scheut, Namen zu nennen: „Es ist der Strache nicht einmal der Ärgste. Ich halte den Hofer und den Kickl für gefährlicher.“
Zur Person
Helga Feldner kam 1929 in Wien zur Welt. Sie musste als Kind in Wien den „Judenstern“ tragen. Später wurde sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in das KZ Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung traf sie ihren Vater wieder, der das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz überlebt hatte. Feldner spricht an Schulen und setzt sich für Geschichtsaufklärung ein. Ihr ist es ein großes Anliegen, dass sich Leute überlegen, wie man einen Mitmenschen behandelt.
--> Lichterkette am 15. November: Unsere Ministerien nicht in die Hände von Rechtsextremen!
Offener Brief an Van der Bellen, Kurz und Kern im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Van der Bellen,
Sehr geehrter Herr ÖVP-Obmann Kurz,
Sehr geehrter Herr SPÖ-Obmann Kern,
die Wahl ist geschlagen. Jetzt steht es in Ihrer Verantwortung eine vertrauenswürdige Regierung zu bilden. KEIN Vertrauen verdient, wer in einem Naheverhältnis zu Extremismus, Rassismus und ewiggestrigen Zirkeln steht.
Neueste Recherchen zeigen: Die Spitzen der FPÖ rund um Strache, Hofer, & Co. sind eng mit neonazinahen Kreisen verstrickt. Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um einen systematischen Vertrauensbruch an der österreichischen Bevölkerung und an unserer Demokratie.
Die von der FPÖ geförderten und finanzierten neonazinahen Kreise beschimpfen KZ-Überlebende, verherrlichen Nazigrößen, verachten Demokratie und verbreiten Antisemitismus, blanken Rassismus und tiefe Frauenfeindlichkeit. Diese Kreise sympathisieren offen mit verfassungsfeindlichen und neonazistischen Organisationen.
Es steht viel auf dem Spiel. Wir rufen Sie, als Verantwortungsträger unserer Republik, eindringlich auf, Ihrer Verantwortung und Ihren bisherigen Aussagen gegen Extremismus und Rassismus gerecht zu werden:
• Lassen Sie keinen Regierungspakt mit Parteien zu, die neonazinahe Kreise finanzieren und fördern!
• Sagen Sie ganz klar NEIN zur Vergabe von Ministerämtern an Rechtsextreme und Hetzer!
Es dürfen in Österreich keine Personen an die Hebel der Macht gelangen, die sich extremistischen und ewiggestrigen Zirkeln mehr verpflichtet fühlen als der österreichischen Bevölkerung!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Pollak
SOS Mitmensch, Sprecher
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