Migrationsforscher zu Fall Keiber: „Pervers, demokratische Rechte an Einkommen zu koppeln“
Der Fall des 22-jährigen Mario Keiber schlägt weiter Wellen. Obwohl Keiber schon seit fast 20 Jahren in Österreich lebt, verweigern ihm die Behörden aufgrund realitätsfremder gesetzlicher Bestimmungen die österreichische Staatsbürgerschaft.
Der Migrationsforscher Mark Terkessidis übt scharfe Kritik am Ausschlusscharakter der österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetze. Im Rahmen der heute und gestern im Palais Epstein und im Parlament stattfindenden Gesellschaftsklimakonferenz kritisierte er, dass „kaum ein anderes Land in Europa so restriktive Einbürgerungsbestimmungen wie Österreich hat.“ Die daraus resultierende niedrige Einbürgerungsrate sei „ein klarer Anti-Integrationsindikator“, so Terkessidis.
Deutliche Worte fand der Migrationsforscher auch zum diese Woche bekannt gewordenen Fall des 22-jährigen Mario Keiber, dem die Einbürgerung verweigert wird, obwohl er bereits seit seinem dritten Lebensjahr in Österreich lebt. „Der Fall zeigt, wie pervers es ist, wenn man demokratische Rechte an Einkommen koppelt. In Österreich sind die Einbürgerungen in den vergangenen Jahren um 80 Prozent zurückgegangen: soll das ein Zeichen guter Integrationspolitik sein?“, so Terkessidis auf Nachfrage von SOS Mitmensch.
Der Migrationsforscher verlangt ein rasches Umdenken der österreichischen Politik. Mit den bisher auf dem Tisch liegenden Vorschlägen für eine Einbürgerungsreform sei man „noch nicht auf dem richtigen Weg“.