
Unmenschlicher Schildbürgerstreich: Junge Frau nach 11 Jahren vor Ausweisung
Natalia Zambrano Jaramillo ist als 17-jährige mit einem Austauschprogramm aus Kolumbien nach Österreich gekommen, lebte bei einer Familie in Vöcklabruck und hat dort Deutsch gelernt. Danach hat sie erfolgreich in Wien Politikwissenschaft studiert und zusätzlich mit Auszeichnung ein Masterprogramm absolviert. Obwohl sie Jobzusagen vorliegen hat, muss sie spätestens am 6. März Österreich verlassen.

Der Fall der 29-jährigen Natalia Zambrano Jaramillo kann nicht anders bezeichnet werden, als ein unmenschlicher Schildbürgerstreich. Die junge Frau, die mittels Stipendium der Republik Österreich erfolgreich zwei Studien abgeschlossen und Jobzusagen vorliegen hat, hat mehr als ein Drittel ihres Lebens in Österreich verbracht. Sie ist faktisch längst zu einer Bürgerin dieses Landes geworden. Und dennoch wird sie jetzt nach 11 Jahren Aufenthalt eiskalt dazu aufgefordert, das Land zu verlassen.
Wie es dazu kommen konnte? Auch nach 11 Jahren gilt Natalia Zambrano Jaramillo noch immer als Migrantin. Um hier bleiben zu können, braucht sie eine Rot-Weiß-Rot-Karte für StudienabsolventInnen. Und um diese zu erhalten, muss sie ein fixes Angestelltenverhältnis mit einem Einkommen von mindestens 1.998 Euro brutto im Monat nachweisen. Für eine Absolventin der Geistes- und Sozialwissenschaften ist das ein vollkommen unrealistisches Einstiegsgehalt, noch dazu, wenn Werkverträge und Mehrfachbeschäftigungen nicht anerkannt werden.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich falsch gemacht haben soll, dass man mich jetzt wegschickt. Ich habe in Österreich ein neues zu Hause gefunden, meine Studien erfolgreich abgeschlossen, mich gut eingelebt, mir Jobzusagen erarbeitet und in den letzten Monaten fieberhaft darum gekämpft, die vorgeschriebenen bürokratischen Hürden zu meistern. Es war unmöglich.“, sagt eine tief betroffene Natalia Zambrano Jaramillo. Und sie fügt hinzu: „Ich hoffe sehr, dass die Regierung irgendwann zur Einsicht gelangt, dass es nicht in Ordnung ist, so mit Menschen umzugehen.“
SOS Mitmensch appelliert an Integrationsstaatsekretär Kurz, der jungen Frau den weiteren Aufenthalt in Österreich zu ermöglichen. Ihre Aufenthaltsberechtigung soll verlängert und die für den Erhalt einer Rot-Weiß-Rot-Karte erforderliche Einkommenshürde auf ein realistisches Maß abgesenkt werden. Menschen wie Natalia Zambrano Jaramillo sollen dauerhaft in Österreich leben und arbeiten können.
„Frau Zambrano Jaramillo hat nichts falsch gemacht. Das Versagen liegt ganz allein auf Seiten einer Politik, die die Lebensrealität der Menschen aus den Augen verloren hat. Wer bereits 11 Jahre hier ist, sollte eigentlich gar keine Rot-Weiß-Rot-Karte mehr benötigen, und wenn doch, dann sollte sie realistisch gestaltet sein und nicht Lebensperspektiven zerstören“, so SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak.