
MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
„How do you do?“ hatte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter noch vor einigen Jahren Fußballstar David Alaba im Trainingscamp der Nationalmannschaft begrüßt. Alaba, ein Kind der Donaustadt, antwortete trocken: „Sie können ruhig Deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher. Die Episode lässt vermuten, dass nicht wenige sich Österreich immer noch weiß vorstellen. Eigentlich erstaunlich. Auf der Website der „Initiative Minderheiten“ lässt sich ein Text von Vanessa Spanbauer nachlesen, der einen schönen Überblick über die Black Communities, die vielen Initiativen und Vereine gibt, die über Jahrzehnte das Selbstverständnis Österreichs verändert haben. Längst sprechen wir nicht mehr nur von der afrikanischen Diaspora, sondern von der zweiten und dritten Generation hier geborener Schwarzer Menschen. Struktureller und Alltagsrassismus, wie sich auch an den Themen dieser Ausgabe von MO zeigt (danke an Clara Akinyosoye für die Inspiration), sind indes nicht geringer geworden. Auch Praktiken wie „Ethnic profiling“ sind weiterhin Teil von Polizeiroutinen. Erst jüngst bestätigte die EU-Grundrechteagentur in einer Studie, dass Schwarze Menschen überproportional oft angehalten werden. Wann wird sich das ändern? 2020 wurde die Prüfung einer unabhängigen Ermittlungsstelle für Polizeigewalt angekündigt, bislang ohne Ergebnis. Wie so eine weisungsgebundene Einrichtung aussehen kann, zeigt das mächtige, englische IOPC - das nur dem Parlament verantwortlich ist (Nachzulesen in MO 60).
Gunnar Landsgesell, Chefredakteur
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