Stimmen von hier Geborenen und hier Aufgewachsenen - Peush Sharma
Peush Sharma ist 22 Jahre alt und in Österreich aufgewachsen. Seit fünf Jahren versucht er die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Bisher vergeblich. Eine sportliche Karriere im Tischtennis blieb dem talentierten Spieler aufgrund seiner fehlenden österreichischen Staatsbürgerschaft verwehrt. Mit uns hat er seine frustrierenden Erfahrungen auf dem Weg zur österreichischen Staatsbürgerschaft geteilt. Peush ist Teil der #hiergeboren-Initiative.
"Ich bin der Peush. Ich bin 22 Jahre alt. Ich lebe seit 2006 in Wien. Wenn man mich fragt, ich bin jetzt 22 Jahre alt und habe mehr als die Hälfte meines Lebens hier verbracht, besitze die Sprache und alles Mögliche. Also wie man so sagt „Was du alles haben musst, dass du eine Staatsbürgerschaft bekommen kannst“. Trotzdem bekomme ich harte Schläge.
Auch als ich vor vier Jahren Tischtennis gespielt habe. Ich habe gerne Tischtennis gespielt, war in einem Verein tätig und da musste ich auch sowas erleben. Ich war ein ziemlich guter Spieler und meine Trainerin ist dann eines Tages zu mir gekommen und hat mich gefragt: „Du, hast du Interesse, dass du bei einem Turnier mitmachst, und falls das klappt könnten wir auch schauen, dass du bei der U18-Mannschaft mitspielen darfst.“ Und ja, dann war die erste Frage: „Hast du überhaupt die Staatsbürgerschaft? Bist du überhaupt Österreicher?“ Da habe ich geantwortet: „Leider nicht, ist das jetzt Problem?“ Und sie dann so: „Ja, das ist ein großes Problem, ohne die geht es leider nicht.“ Da war die ganze Motivation von mir kaputt, ich hab Tischtennis einfach sein lassen, weil ich keinen Sinn mehr gefunden habe, wieso ich das noch weitermachen soll, wenn ich hier eh nichts erreiche.
Und dann zum Beispiel Wählen, wie ich immer sage: „Du darfst mitspielen, aber du darfst nicht entscheiden welches Spiel das ist.“ Da regiert dich jemand, aber du darfst nicht entscheiden wer. Deine Stimme zählt nicht, weil du nicht darfst. Dann frage ich mich immer wieder „Was mache ich falsch?“ oder „Was besitze ich nicht was die anderen besitzen?“ – also unter Anführungszeichen österreichische Staatsbürgerschaften haben. Und dann, ja, ich bekomme keine Antwort, weil ich finde, ich hab alles gemacht, ich hab hier gearbeitet, ich war hier in der Schule, und ja, das sind die haupsächlichen Punkte."
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SOS Mitmensch hat gemeinsam mit Expert*innen und Betroffenen eine große Kampagne gegen den Ausschluss hier geborener und hier aufgewachsener Kinder und Jugendlicher von der österreichischen Staatsbürgerschaft gestartet. Mehr als 220.000 in Österreich geborene junge Menschen sind betroffen und die Zahl wächst mit jedem Tag!
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