Shafai Asadulla - Angekommen in Österreich: „Von allem ein bisschen.“
Nach 15 Jahren Taxifahren muss Shafai Asadulla noch einmal in die Fahrschule. Seinen Führerschein hat er auf der Flucht nach Österreich verloren. Text und Foto: Sonja Kittel
Die neue Heimatstadt
Fünfzehn Jahre lang war Shafai Asadulla Taxifahrer in Afghanistan. Immer unterwegs, viele neue Menschen kennenlernen, sein eigener Chef sein, das machte dem heute 47-jährigen Spaß. Doch aufgrund des Krieges wurde die Situation für ihn und seine Familie unerträglich und sie fürchteten um ihr Leben. Vor vier Jahren flüchteten sie deshalb nach Österreich. Asadulla, seine Frau und seine beiden Kinder bekamen den positiven Asylbescheid und ließen sich in St. Pölten nieder. „St. Pölten ist eine gute Stadt. Die Menschen sind nett zu mir“, sagt der 47-jährige über seine neue Heimat.
Schwierige Jobsuche
Er war hierher gezogen, um Arbeit zu finden, doch die Jobsuche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Asadulla hat keine Ausbildung. In Afghanistan hatte er außer im Taxi auch als Mechaniker und Tischler gearbeitet. „Von allem ein bisschen“, sagt der Mann mit einem schüchternen Lächeln. Derzeit macht Asadulla ein Praktikum in einer Firma in St. Pölten. Dort repariert und restauriert er alte Möbel. Die Arbeit macht ihm Spaß. Dennoch wünscht er sich schnellst möglich einen bezahlten Job zu finden und Geld zu verdienen. Sein älterer Sohn hat bereits Arbeit gefunden, die Tochter besucht die Tourismusschule
Zurück in die Fahrschule
In seiner Freizeit sitzt Shafai Asadulla oft zuhause und lernt Deutsch. Bisher hat er Kurse bis zum Level A2 besucht. Oft geht er auch zum Diversity Café im Saal der Begegnung. Dort trifft er Bekannte, lernt neue Menschen kennen und versucht sein Deutsch zu verbessern. Seinen Führerschein hat Asadulla auf der Flucht verloren. Jetzt muss er noch einmal zurück in die Fahrschule und eine Führerschein-Prüfung ablegen. Dann könnte er sich vorstellen, auch in St. Pölten wieder Taxi zu fahren, immer unterwegs zu sein und viele neue Menschen kennenzulernen.
SOS Mitmensch gibt in der Porträt-Reihe „Angekommen in Österreich“ Menschen, die flüchten mussten, eine Stimme und ein Gesicht. Die Geschichten zeigen auch, welche Hürden Geflüchtete auf ihrem Lebensweg meistern müssen und welche Unterstützung sie dabei erfahren und brauchen. Infos und Kontakte zur freiwilligen Flüchtlingshilfe finden Sie hier.