Unabhängiger Integrations-ExpertInnenrat: Schullösungen erarbeiten, die nicht diskriminieren
Der im Oktober 2012 gegründete Alternative Integrations-ExpertInnenrat übt deutliche Kritik an den vom Wiener Stadtschulrat und von Integrationsstaatsekretär Kurz präsentierten Vorschlägen zur Zurückstufung von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache.
» Stellungnahme von Prof. Hans-Jürgen Krumm (pdf, 135 KB)
» Maßnahmenpapier des unabhängigen ExpertInnenrates (pdf, 437 KB)
Der ExpertInnenrat fordert die Politik dazu auf, Schullösungen zu erarbeiten, die Diskriminierung abbauen und nicht verstärken. Ziel müsse es sein, Chancengleichheit herzustellen. Kinder, weil sie eine andere Erstsprache als Deutsch sprechen, auszusondern und ein Schuljahr verlieren zu lassen, sei kein Beitrag zu Chancengleichheit.
Laut dem soeben veröffentlichten „Nationalen Bildungsbericht“ gibt es an Österreichs Schulen im OECD-Vergleich eine viel zu geringe Ausstattung mit pädagogischem Unterstützungspersonal wie Stütz- und Integrationslehrer, Sozialarbeiter oder Schulpsychologen. Die Folge sind eklatante Mängel bei der Chancengleichheit. „Die Debatte zäumt das Pferd vom Schwanz auf. Die Defizite liegen nicht bei den Kindern, die eine andere Sprache als Deutsch beherrschen, sondern bei einem Schulsystem, das mit den Bedürfnissen der Kinder nicht umgehen kann“, so die Mitglieder des 24-köpfigen Alternativen ExpertInnenrats. „Sobald wir die Diversitätskompetenz unserer Kindergärten und Schulen verbessern, verbessern wir auch die Sprachkompetenz unserer Kinder.“
Der ExpertInnenrat verweist auf seinen im Herbst 2012 veröffentlichten 125-Punkte-Maßnahmenbericht zu Integrations- und Gleichstellungsfragen. Darin sind mehr als 30 Lösungsvorschläge zu Sprach- und Bildungsfragen enthalten. „Als Grundpfeiler braucht es einen garantierten und für Einkommensschwache kostenlosen Kindergartenplatz ab 3 Jahren, ein zweites Gratis-Kindergartenjahr für alle, mehrsprachige Elternberatung sowie ein gemeinsames, ganztägiges Schulangebot mit integrierter Sprachförderung und mit Lehrkräften, die in Deutsch als Erst- und Zweitsprache geschult sind. An der Umsetzung dieser Grundpfeiler eines fairen und chancengerechten Bildungssystem sollte die Bildungs- und Integrationspolitik arbeiten“, so die ExpertInnen.