Sprachreife nicht allein an Deutschkenntnissen bemessen
SOS Mitmensch übt deutliche Kritik an der Ankündigung der Wiener Stadtschulrätin Susanne Brandsteidl, dass „nur (noch) Kinder, die die Unterrichtssprache Deutsch ausreichend beherrschen, eine 1. Klasse Volksschule besuchen (dürfen).“
„Wenn allein die Deutschkenntnisse als Indikator für die Sprachreife von Kindern herangezogen werden, dann ist eine signifikante Fehlerquote vorprogrammiert. Viele Kinder in Wien haben eine andere Erstsprache als Deutsch und weisen nichtsdestotrotz einen hohen Grad an Sprachreife aus. Diese Kinder zurückzustufen und ein Schuljahr verlieren zu lassen, wäre demotivierend, kontraproduktiv und ein politisches Armutszeugnis“, so Alexander Pollak, Sprecher der Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch.
Und Pollak in Richtung Integrationsstaatsekretär Kurz, der ein österreichweites Gesetz fordert, das alle Kinder und Jugendlichen, die nicht ausreichend Deutsch können (egal welche Sprache sie sonst können), für nicht schulreif erklärt: "Wer eine Sprache kann, kann auch andere Sprachen lernen. Wer nur die Sprache des Aussortierens von Kindern spricht, dem fehlt die Integrationspolitikreife."
SOS Mitmensch fordert dass die Sprachreife von Kindern nicht allein an ihren Deutschkenntnissen bemessen wird. Kinder mit hoher Sprachreife dürfen kein Schuljahr verlieren, nur weil sie Polnisch, Kroatisch, Russisch, Türkisch oder eine andere Sprache sprechen. Das kommt struktureller Diskriminierung gleich.